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06.05.2023

Arbeit mit Sinn: Einsatz zum Nutzen der Gesellschaft

Ein Gespräch mit Dieter Meyer (Foto), Gesamtleiter und pädagogischer Vorstand, und Wolf-Dieter Scheuring, Stabsstelle Personalentwicklung | Bild: Holger Hagenlocher

Herr Meyer, 2025 feiert Ihre Einrichtung das 200-jährige Bestehen. In dieser Zeit hat sich sicher viel verändert?

Meyer: Selbstverständlich. Vor 200 Jahren begann alles als Protestantisches Rettungshaus für verwahrloste Kinder. Seitdem haben sich die Inhalte und pädagogischen Konzepte unserer Arbeit stetig gewandelt und erweitert. In den 1960ern kam dann das Kinderdorf am Standort Tuttlingen dazu. Heute haben wir zahlreiche Wohngruppen im Landkreis Tuttlingen und Konstanz mit einer Größe von sechs bis acht Kindern.

Das erfordert sicher intensive Betreuung.

Scheuring: Wir sind in einem permanenten Kontakt mit 800 Jugendlichen und ihren Familien, die aus den verschiedensten Lebenslagen über das Jugendamt den Weg zu uns finden. Die Jugendlichen leben hier zum Teil 365 Tage im Jahr und gehen hier auch zur Schule. Knapp 400 Beschäftigte kümmern sich um die Kinder und Jugendlichen in einer Altersspanne von 6 bis 21 Jahren. Das erfordert viel pädagogische und sozialpädagogische Kompetenz, um der Aufgabe gerecht zu werden. Zu 99 Prozent sind es bei uns ausgebildete Fachkräfte, die sich um die Kinder und Jugendlichen kümmern.

Mit welchem Ziel betreuen Sie Ihr Klientel?

Meyer: Der Leitspruch von Mutpol ist „das Leben lernen“. Und so wollen wir alle Kinder und Jugendlichen so weit begleiten, dass sie später auf eigenen Beinen stehen können. Dazu passt ein anderer Leitspruch, der für uns eine große Rolle spielt: „Wer Mut pflanzt, wird Zukunft ernten“ – und in diesem Sinne wollen wir die Kinder und Jugendlichen, die alle eine schwierigen Start ins Leben haben, stärken. Wir beginnen dort, wo öffentliche Schulen nicht weiterkommen, kümmern uns um den Schulabschluss und den Einstieg ins Berufsleben. Immer mehr Kinder werden direkt bei uns eingeschult. Denn viele Eltern haben nicht gelernt, wie Erziehung geht und sind damit überfordert. Deshalb lernen die Kinder erst bei uns Verlässlichkeit und das soziale Miteinander.

Für diese anspruchsvolle Aufgabe bedarf es gutes Personal, das angesichts des Fachkräftemangels rar gesät ist …

Scheuring: Ja, in der Tat stehen auch wir im Wettbewerb um die besten und kompetentesten Fachkräfte, wie Erzieher oder Sozialpädagogen. Deshalb bilden wir selbst viel aus. Jedes Jahr beginnen mindestens zehn Auszubildende bei uns mit der Erzieherausbildung oder dem dualen Studium an der DHBW. Dazu kommen Studierende des Studienfachs Soziale Arbeit an anderen Hochschulen, die bei uns Ihre Praxissemester absolvieren.

Wie nehmen Sie Kontakt mit potenziellen Bewerbern auf und machen Ihre Stellenangebote bekannt?

Scheuring: Was die Ausbildung angeht, so sind wir natürlich bei Ausbildungsmessen oder Berufsfindungstagen präsent und bieten zudem Ausbildungspraktika vor Ort. Für uns ist das Argument, vor Ort eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz anbieten zu können sehr wichtig. Jemanden aus Freiburg, Stuttgart oder Berlin nach Tuttlingen zu locken, ist schwierig.
Bei den regulären Stellen setzen wir unter anderem auf Stellenausschreibungen wie zum Beispiel bei Jobs im Südwesten.

Wie steht es denn bezüglich der Löhne und Gehälter? Sehen Sie den Gesundheits- und Sozialbereich wettbewerbsfähig?

Meyer: Die Bezahlung ist schon lange kein Thema mehr. Die Entlohnung der Gesundheits- und Sozialberufe ist inzwischen absolut in Ordnung und braucht den Vergleich nicht zu scheuen. Dazu kommt bei uns die Sinnhaftigkeit des Arbeitens, die für viele Beschäftigte zusätzliche Motivation bedeutet. Deshalb sind uns auch die Mitarbeitenden wichtig, die bei uns ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst absolvieren. Bei ihrer Tätigkeit erkennen sie den Sinn dessen, was wir tun und sind begeistert. Wir bieten zudem einen sicheren Arbeitsplatz, die Bindung an die Entwicklung der Löhne über den Flächentarifvertrag sowie eine Zusatzversorgungskasse.

Ist eine Arbeit in diesem Umfeld für Ihre Beschäftigten nicht kräfteraubend?

Scheuring: Sicher ist es in einem Umfeld, bei dem unsere Mitarbeitenden mit schwierigen Einzelschicksalen konfrontiert sind, nicht einfach. Um dies aufzufangen, begleiten wir unser Personal mit Coaching und Supervision und stellen den Teamgedanken in den Vordergrund. Das Team zu stärken und die Kompetenzen zu vermitteln, die ein Team benötigt, bedeuten eine gute Begleitung. Die niedrige Fluktuation und die lange Verweildauer in unserer Einrichtung bestätigen, dass dieser Ansatz erfolgreich ist.

Meyer: Das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Identifizierung mit der Aufgabe und die Selbstwirksamkeit des Handelns sind gute Argumente, Teil unseres Teams zu sein. Und letztlich ist es ganz einfach: Es macht Spaß mit jungen Menschen zu arbeiten.

Vielen Dank, Herr Meyer und Herr Scheuring, für diesen interessanten Einblick!

von Holger Hagenlocher

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