03.07.2021
Bewertungen des Arbeitgebers beeinflussen die Job-Wahl
Allein auf Sternchen sollten sich Bewerberinnen und Bewerber nicht verlassen, wenn sie sich ein Bild von einem Arbeitgeber machen wollen. Aber einen ersten Eindruck vermitteln die Portale schon. | Bild: Catherine Waibel/dpa
Der Kampf um die besten Fachkräfte
Unternehmen stehen immer mehr in Konkurrenz um die besten Kandidaten. Nicht mehr nur der Jobinteressent muss sich beim Unternehmen bewerben, sondern auch das Unternehmen beim Jobsuchenden. Das gilt für die Fachkraft genauso wie für Jugendliche, die nach dem passenden Ausbildungsplatz sind.
Die Arbeitgebermarke soll strahlen
Unternehmen verstärken deshalb die Aktivitäten im Personalmarketing und der Öffentlichkeitsarbeit, um Mitarbeiter im Unternehmen zu halten und neue zu gewinnen. Mit dem Ansatz des Employer Brandings (Entwickeln einer Arbeitgebermarke), soll das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber dargestellt werden – mit dem Ziel, sich von Wettbewerbern am Arbeitsmarkt positiv abzuheben.
Bewertungsportale im Trend
Knapp die Hälfte der Jobinteressenten informiert sich online über Bewertungen von Arbeitgebern. Tendenz steigend, ergab eine Umfrage im Auftrag von Bitkom. „Online-Rezensionen spielen in der Arbeitswelt eine ähnliche Rolle wie beim Online-Shopping. Eine gute Bewertung kann die Entscheidung für einen Job-Wechsel maßgeblich beeinflussen – und die Bedeutung wird immer größer“, bewertet die Bitkom-Arbeitsmarkt-Expertin, Adél Holdampf-Wendel, die Studienresultate. „Online-Bewertungen sind für viele die erste Visitenkarte eines Arbeitgebers. Wer da Pluspunkte sammeln kann, hat im Kampf um die besten Köpfe eine bessere Ausgangsposition.“
Es bestärkt die Entscheidung
Wie ein Arbeitgeber beurteilt wird, hat auch Auswirkungen auf die Entscheidung für oder gegen einen Job. 44 Prozent aller Befragten gaben an, dass das ihre Entscheidung für einen Job-Wechsel beeinflusst hat. 14 Prozent fühlten sich in ihrer Entscheidung für den neuen Arbeitgeber bestärkt. Und 12 Prozent haben sich aufgrund der Arbeitgeberbewertungen im Internet gegen den möglichen Wechsel entschieden. Weitere 13 Prozent geben an, dass die Bewertungen ihre Entscheidung nicht beeinflusst hätten. 28 Prozent haben schon einmal ihren Arbeitgeber auf speziellen Bewertungsportalen wie kununu.com, meinchef.de oder glassdoor.de bewertet.
Wie plausibel ist das Urteil?
Dennoch sollte klar sein, dass Online-Bewertungen eher eine Orientierungshilfe sind und immer subjektive Empfindungen widerspiegeln. „Job-Interessenten sollten sich nicht von einzelnen Bewertungen blenden lassen, sondern sich immer ein umfassendes Bild machen. Je mehr Einträge es gibt, desto plausibler ist das Gesamturteil“, so Holdampf-Wendel. Dies bestätigt auch Regina Brauchler, Mitglied der Steinbeis Consulting Group Personal. “Je größer die Stichprobe, umso signifikanter ist die Aussage der Sterne-Bewertungen in den Portalen, die jeweils den Durchschnitt aller abgegebenen Bewertungen wiedergeben“, so die Personalexpertin. „Deshalb ist es wichtig, alle Mitarbeitenden darüber zu informieren, dass der Betrieb bei Kununu, Linkedin oder anderen ist. Ein Betrieb sollte selbstbewusst genug sein, seine Beschäftigten zu animieren, eigene Bewertungen abzugeben.“ Ebenso wichtig sei laut Brauchler die kontinuierliche Betreuung und Kommentierung der Bewertungen.
VON HOLGER HAGENLOCHER