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27.11.2018

Der starke Wille zählt

Lukas Ermagan hat mit Sportsfactory seinen Traum als Selbstständiger realisiert.

Er hat auch den Umbau selbst gemacht, um seinen Traum vom eigenen Fitness-Studio zu realisieren. Lukas Ermagan mit Wachhund Tiffi ist stolz auf seine Sportsfactory, die sich bereits nach zwei Jahren in Konstanz etabliert hat.
Bild: Aurelia Scherrer

 

„Alles haben wir selbst gemacht“. Lukas Ermagan steht in einem der großzügigen Trainingsräume und ist stolz, was er gemeinsam mit Tanja Schneckenburger geleistet hat. Sie haben mit „Sportsfactory“ ein Fitness-Studio mit einem ganz anderen Konzept an den Start gebracht und damit ihren beruflichen Lebenstraum verwirklicht. In den Schoß gefallen ist der wohlüberlegte Sprung in die Selbstständigkeit keineswegs. Aber es hat sich gelohnt, wie Ermagan zufrieden feststellt. „Es war die richtige Entscheidung. Es war das Beste, was ich in meinem Leben gemacht habe.“

Eine gesunde Portion Ehrgeiz ist Lukas Ermagan zu eigen. Der gelernte Logistikmeister hat zeit seines Lebens viel gearbeitet und seit seinem zwölften Lebensjahr viel Sport betrieben. „Kickboxen, Ju Jutsu, Boxen, MMA. Fitness war immer ein Teil davon“, sagt der 31-Jährige. Aber in den Fitness-Studios hat ihm immer etwas Wesentliches gefehlt: Vielseitigkeit und vor allem Ganzkörpertraining, bei dem man an die eigene Grenzen geht. „Deshalb musste ich immer alleine für mich trainieren“, erinnert er sich. „Ein ganzheitliches Training plus Kampfsport, das gab es so nicht“, so Ermagan, der das Konzept für ein neuartiges Studio längst im Kopf hatte; der Wunsch, diesen Traum zu realisieren, wurde immer größer. „Ich wusste nur nicht, was es kosten würde“, erinnert er sich. Aber Ermagan ist, wie er selbst sagt, „ein Sparfuchs“ und ein Arbeitstier. Neben seinem Beruf hat er unter anderem Pizza ausgefahren, Kleintransporte gemacht, Personal- und Boxtraining gegeben, als Security gearbeitet und das hart verdiente Geld gespart, denn: „Eigentlich wollte ich nie für jemanden anderen arbeiten. Ich wollte selbstständig sein, selbst bestimmen können, was ich mache, und mein Wissen an andere weiter geben.“

Mit Tanja Schneckenburger hatte er jemanden gefunden, der diese Vision teilte. Gemeinsam beschlossen sie, ihr eigenes Studio zu eröffnen. „Eineinhalb Jahre habe ich jeden Abend dagesessen und das Konzept und den Businessplan erarbeitet“, berichtet Lukas Ermagan. Hatte er fachkundige Unterstützung? Lukas Ermagan schmunzelt: „Ich habe alles gegoogelt. Im Internet findet man Businesspläne. Die konnte ich problemlos auf mein Konzept übertragen“, schildert er. „Ich habe die Fixkosten – darunter Miete, Telefon, Internet, Gema, Mitarbeiterkosten und dergleichen – kalkuliert, habe mir überlegt, was ist meine Zielgruppe und wie viele Kunden kann ich erreichen.“ Den Businessplan hat er nicht für die Bank, sondern in erster Linie für sich selbst aufgestellt, um Klarheit zu bekommen, ob das Unternehmen funktionieren kann. Es kann, waren Schneckenburger und Ermagan überzeugt.

Sie suchten und fanden entsprechende Räumlichkeiten. Dann begann der zehnwöchige Umbau. Alles in Eigenleistung. „Ich hatte mir Kostenvoranschläge von Firmen eingeholt. Der Umbau hätte 80 000 Euro gekostet“, berichtet Lukas Ermagan. Viel Geld, das der multitalentierte junge Unternehmer gespart hat, denn den Umbau meisterte er alleine. Er hat den Boden verlegt, Trockenbau hochgezogen, Wände gestrichen, alles. Für nichts war er sich zu schade, aber es hat sich gelohnt. „Ich habe das Ganze für 19¦000 Euro geschafft“, stellt er fest.

Vor zwei Jahren eröffnete er dann Sportsfactory und sein Konzept geht auf. Mit dem vielseitigen Angebot spricht er alle Generationen an; Menschen, die zuvor noch keinen Sport gemacht haben. Er fordert und fördert sie und bringt sie immer an ihre Leistungsgrenzen, und zwar gezielt und bewusst, damit das Training auch effektiv ist. „Mit Spaß an die Grenzen bringen“, ist sein Motto. Die Kundschaft ist mehr als zufrieden. Lukas Ermagan macht Sportsfactory immer mehr Freude, denn „es geht finanziell nach oben“. Wegen des Geldes hat er sich nicht selbstständig gemacht. Er wollte selbstbestimmt arbeiten. Aber Einnahmen sind wichtig, damit das Studio sich etabliert und er irgendwann auch Mitarbeiter einstellen kann. Noch ist es nicht soweit. Lukas Ermagan erfüllt alle Aufgaben selbst: „Ich bin Hausmeister, Putzmann, Bürokraft, Trainer…“, lacht Ermagan und fügt an: „Wenn eine Toilette verstopft ist, dann rufe ich keine Fachfirma, sondern mache auch das selbst.“ Lukas Ermagan ist sich für keine Tätigkeit zu schade, und das ist auch ein Stück weit das Geheimnis seines Erfolgs.Krank sein kann sich eigentlich kein Selbstständiger leisten. Lukas Ermagan versucht, wie viele andere auch, dieses Thema zu verdrängen. Neulich hatte er sich den Kopf angeschlagen und musste genäht werden. Trotzdem ist er arbeiten gegangen. „Ich hab halt langsamer gemacht“, sagt er achselzuckend, wohlwissen, dass die Zukunft von Sportsfactory vor allem von seiner eigenen Person abhängt. „Es steht und fällt mit mir“, sagt er und fügt an: „Die größte Verantwortung hat man sich selbst gegenüber.“ Deshalb sieht er manches auch gelassener. Sollte er wirklich einmal ausfallen, dann wäre das auch nicht das Aus für das Unternehmen. „Dann engagiere ich Freiberufler, die das Training leiten.“ Das bedeutet: Ermagan hat auch immer einen Plan B in der Tasche.

Wichtig ist für jeden Selbstständigen vor allem Selbstdisziplin. Freie Zeiten müssten sinnvoll genutzt werden, zumal es im eigenen Unternehmen immer Arbeit gebe. Aber auch ein starker Wille und Selbstmotivation seien unerlässlich, wenn man sich selbstständig macht. „Wenn mal Flaute ist, und das ist gerade am Anfang normal, dann darf man sich nicht hängen lassen“, sagt Lukas Ermagan. Dann müsse man erst richtig Gas geben und auf allen Kanälen Werbung machen, die Printmedien nutzen und zudem „was Cooles bei Facebook posten“. Auf Höhen und Tiefen kann Lukas Ermagan zurückblicken. Aber bereits nach zwei Jahren – in der Regel heißt es, es brauche fünf Jahre bis sich ein Startup etabliert habe – habe er den Break-even erreicht. Auch wenn er als Unternehmer eine Sieben-Tage-Woche leisten muss und auch in der kargen Freizeit an sein Geschäft denkt, sagt Lukas Ermagan immer noch aus tiefster Überzeugung: „Es ist das Beste, was ich je gemacht habe.“

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