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12.11.2022

Die Bedeutung des Vertrauens im Wettbewerb um Fachkräfte

Bild: peopleimages.com - stock.adobe.com

Gehen wir zum Arzt, vertrauen wir auf dessen Diagnose. Beim Autokauf vertrauen wir darauf, dass uns das Auto viele Jahre beanstandungsfrei die Treue hält. Und wer heiratet, vertraut auf ein lebenslanges Liebesglück.

Wenn Entscheidungen zu komplex sind, hilft Vertrauen

Menschen lassen sich also auf bestimmte Formen der Kooperation ein, wenn sie auf das zukünftige Handeln einer Person vertrauen können. Sie nutzen das Phänomen des Vertrauens, um der Situation die Komplexität zu nehmen. Im Falle der Arztdiagnose wäre die Alternative zum Vertrauen ein mehrjähriges Studium. Oder im Falle eines Autokaufs eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Stattdessen müssen Menschen in kurzer Zeit entscheiden, ob sie vertrauen.

Der Soziologe Niklas Luhmann sieht Vertrauen deshalb vor allem als Mittel zur Reduktion von Komplexität.

Vertrauen als riskante Vorleistung

Luhmann sieht das Vertrauen zugleich als eine „riskante Vorleistung“. Denn wer vertraut, setzt sich immer auch dem Risiko einer Schädigung aus. Wer anderen sein Vertrauen schenkt, macht sich verletzlich. Denn womöglich wird er verraten, belogen oder betrogen. Der Vertrauensgeber macht sich verwundbar gegenüber dem Vertrauensnehmer, da dessen Vertrauenswürdigkeit nie völlig kontrolliert oder vorhergesagt werden kann.

Arbeitgebermarken erhalten Vertrauensvorschuss

Studien zeigen, dass Verbraucher besonders Produkten oder Anbietern von Dienstleistungen trauen, die sie kennen. Einer bekannten Marke wird mehr vertraut, weil entweder Erfahrungswerte vorliegen oder der Erfolg bei anderen als Richtwert für die eigene Entscheidung eingesetzt wird. Entsprechend bewerben sich Job-Suchende eher bei Unternehmen, die sie aus dem persönlichen Umfeld kennen oder deren Arbeitgebermarke hell strahlt.

Transparenz schafft Vertrauen

Vertrauen kann nicht implementiert oder befohlen, gelernt oder gekauft werden. Deshalb sollten Unternehmen die Beziehungen zu den möglichen Kandidaten konstant pflegen. Dieser Beziehungsaufbau stärkt nicht nur die Bekanntheit, sondern auch das Vertrauen. Dadurch kann die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt deutlich gesteigert werden.

Transparenz kann in vielfältiger Weise dazu beitragen, dass Vertrauen zu einem Unternehmen wachsen kann. So bekommen Anwohner einen Einblick, was hinter den Werktoren vor sich geht. Oder Beschäftigte erhalten frühzeitig Informationen zu Entscheidungen und zur weiteren Entwicklung des Unternehmens. Je nachvollziehbarer Entscheidungen und Maßnahmen sind, je besser diese erklärt und vermittelt werden, umso mehr führt diese Transparenz zu Vertrauen.

Vertrauen spart bares Geld

Auch viele interne Prozesse werden, zum Beispiel aufgrund des Wegfalls von Kontrollen im Arbeitsalltag, beschleunigt. Die Beschäftigten des Unternehmens arbeiten motivierter, wenn die Tätigkeit in einem Umfeld stattfindet, das von Vertrauen und Wertschätzung geprägt ist. Außerdem werden die Prozesskosten gesenkt. Doch die Folgen, die aus einem Vertrauensverlust resultieren würden, sind zumindest im selben Maße negativ.

So lässt sich der Wert des Vertrauens nur schwer beziffern. Denn dieser wird an den Kosten des Misstrauens sichtbar. Die Aufwendungen für Kontrollen, für Sicherheitspersonal oder die juristische Absicherung von Vereinbarungen verschlingen nennenswerte Summen. Insofern lohnt sich Vertrauen auch finanziell.

von Holger Hagenlocher

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