10.10.2020
Employer Branding in Zeiten von Corona
Klaus-Dieter Koch ist Markenexperte und Gründer der Managementberatung BrandTrust. Für ihn ist klar, dass Firmen trotz Corona um Fachkräfte werben müssen. Bild: Gisela Schenker
Müssen sich Unternehmen in Pandemiezeiten noch um ihre Arbeitgebermarke sorgen? Wenn doch ohnehin davon auszugehen ist, dass in den kommenden Monaten so manche Fachkraft händeringend einen neuen Job suchen wird? „Auf jeden Fall“, sagt Markenexperte und Gründer der Managementberatung BrandTrust Klaus-Dieter Koch. Er ist davon überzeugt, dass der Umgang mit Covid-19 entscheidend dazu beitragen wird, wo sich IT-Experten, Ingenieure & Co. künftig bewerben.
Fachkräfte werden Jobs suchen
„Wir haben zwölf Jahre Wirtschaftsboom mit einem anhaltenden Fachkräftemangel hinter uns“, erklärt er. Aufgrund der Ereignisse geht er davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt entspannen wird. Einfach deshalb, weil sich etliche Unternehmen nicht auf dem Markt werden halten können. „Da wird eine Verschiebung stattfinden von den Branchen, die unter Corona leiden, hin zu denen, die von Corona profitieren. Unternehmen werden plötzlich wieder eine Auswahl haben, wenn sie Fachkräfte suchen.“ Ihr Employer Branding an den Nagel hängen und sich auf ihren Lorbeeren ausruhen sollten sich Unternehmen trotzdem nicht. Klaus-Dieter Koch: „Sie sollten darauf gefasst sein, dass sich die Zeiten auch wieder ändern werden.“
Gutes Corona-Management gefragt
Koch, der zu den erfahrensten Markenstrategieberatern Europas zählt, ist überzeugt, dass sich das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und ihren Arbeitgebern grundlegend verändern wird. „Die Angst der Angestellten, dass sie die nächsten sein könnten, die eine Entlassung trifft, wird sich im Arbeitsalltag bemerkbar machen“, sagt er. Doch er ist auch davon überzeugt, dass diese Krise eine Chance in sich birgt: Firmen, die sich mit gutem Corona-Management von ihren Mitbewerbern abheben, verschaffen sich einen Wettbewerbsvorteil. „Wer während der Corona-Zeit gut, vorausschauend und transparent mit den Mitarbeitern kommuniziert und ebenso agiert hat, hebt sich von anderen Unternehmen deutlich ab.“
Kleine Dinge machen den Anfang
Attraktives Corona-Management sei schon mit kleinen Dingen und Gesten möglich: „Es macht zum Beispiel einen großen Unterschied, ob Unternehmen ihren Mitarbeitern die für ihren Job perfekten Masken stellen oder ob sich die Angestellten diese selbst und auf eigene Kosten besorgen müssen“, sagt er. Weitere folgen: Wie sehr unterstützt das Unternehmen seine Mitarbeiter in Sachen Homeoffice Enabling? Greift er auch mal bei der Kinderbetreuung unter die Arme? Gibt es vielleicht sogar einen Betriebskindergarten, der künftig außergewöhnliche Betreuungszeiten anbietet, um Alleinerziehenden besser unter die Arme zu greifen? „Es gibt viele Ansatzpunkte, wenn die Unternehmen nur kreativ genug sind“, sagt Koch
Ein Neustart steht an
Bisher waren Unternehmer und Geschäftsführer damit beschäftigt, ihr Unternehmen durch die Krise zu bringen. Dazu gehörte, Kosten zu sparen, Liquidität zu sichern, gerissene Lieferketten zu flicken, sich mit staatlichen Hilfsprogrammen zu beschäftigen und sich selbst und das Unternehmen auf die neue Situation einzustellen. Nun beginnt ein Neustart: „Unternehmen erkennen wieder ihre Chancen und begreifen die veränderte Situation auch als Vorteil. Hieraus folgt auch eine neue Sichtweise auf die Rolle als Arbeitgeber, das Thema rückt wieder in den Fokus“, so Koch.
VON HEIKE THISSEN