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Eine Waage die den Unterschied zwischen Mann und Frau in der Arbeitswelt stilisiertBild: fidaolga - stock.adobe.com

06.04.2024 Johannes Striegel

Gender-Pay-Gap sinkt und bleibt dennoch hoch

Wenngleich der Gender-Pay-Gap sinkt, erhalten Männer die gleiche Arbeit nach wie vor mehr Gehalt als Frauen.

Ungleichheit in der Bezahlung

Der Gender-Pay-Gap beschreibt die Diskrepanz des Gehalts zwischen Männern und Frauen, die bei gleicher Qualifikation der gleichen Beschäftigung nachgehen. In Deutschland besteht seit jeher eine Ungleichheit in der Bezahlung der Geschlechter. Es gibt jedoch Unterschiede – nach Beruf, Branche und auch Bundesland.

Gender-Pay-Gap sinkt langsam

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht regelmäßig offizielle Zahlen zum Gender-Pay-Gap. Es unterscheidet dabei zwischen der bereinigten und unbereinigten Gehaltslücke. Während der unbereinigte die absoluten Bruttoverdienste heranzieht, berücksichtigt der bereinigte Gender-Pay-Gap strukturelle Unterschiede. Dazu zählen beispielsweise die Erfahrung und der Umfang der Beschäftigung.

Diskutiert wird in der Regel die unbereinigte Gehaltsdifferenz. Die lag laut Bund 2023 bei 18 Prozent. Eine noch aktuellere Erhebung des Arbeitgeberbewertungsportals kununu errechnet aus vorliegenden Daten einen Gender-Pay-Gap von 17 Prozent. Verglichen mit den Vorjahren wird die Gehaltslücke kleiner. Waren es 2020 noch 19 sowie 2021 und 2022 18 Prozent, sank die Differenz ein weiteres Jahr später also erneut um einen Prozentpunkt.

Die Entwicklung zeigt: Es geht in die richtige Richtung, große Sprünge gibt es allerdings kaum. Dabei gibt es eklatante Unterschiede, sobald man die Gehaltsunterschiede nach Branchen, Berufsgruppen oder Bundesländern aufschlüsselt.

Der Osten zahlt fairer

Ein Blick auf die Bundesländer offenbart eine fairere Bezahlung von Frauen im Osten. Hier liegt laut einer Studie von Florian Kunze und Sophie Moser der Gender-Pay-Gap zum Beispiel in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern bei zwölf Prozent, das sind die niedrigsten Werte im Bundesvergleich. Auch Sachsen-Anhalt und Brandenburg (jeweils 13 Prozent) liegen laut den Wissenschaftlern der Universität Konstanz deutlich unter dem Gesamtschnitt.

Anders sieht es im Süden der Republik aus. Vor allem das Saarland und Bayern mit 22 respektive 21 Prozent zahlen überdurchschnittlich ungleich, Baden-Württemberg (20 Prozent) komplettiert das unrühmliche Treppchen.

Große Unterschiede in der Finanzbranche

Anders als bei den Bundesländern gibt es im Branchenvergleich eklatante Differenzen zwischen verschiedenen Berufsbereichen. So liegt der Gender-Pay-Gap in der Logistik- und Verkehrsbranche mit sechs Prozent weit unter dem Bundesschnitt. Auch die öffentliche Verwaltung – hier gibt es allerdings auch vorgegebene Richtlinien – ist mit acht Prozent ein klarer Vorreiter.

Am anderen Ende des Spektrums hat die Finanzbranche am meisten Arbeit vor sich. Hier liegt der Gender-Pay-Gap bei 23 Prozent. Gleiches gilt für die Telekommunikationsbranche. Auch bei Versicherungen (21 Prozent) und in der Pharmaindustrie (19 Prozent) verdienen Frauen deutlich weniger als Männer.

Selbst Erzieherinnen verdienen weniger

Dass nicht einmal in einem frauendominierten Beruf wie dem der Erzieher Frauen weniger als Männer verdienen, ist bezeichnend. Auch wenn es nur zwei Prozent sind – die Lücke ist dennoch vorhanden.

Ähnliches gilt für Softwareentwickler. Hier liegt der Gender-Pay-Gap nur bei sechs Prozent – ein im Vergleich mit anderen Jobs wie Vertriebsmitarbeiter (22 Prozent) sehr guter Wert.

Eine ebenfalls interessante Statistik: Je erfahrener ein männlicher Mitarbeiter, desto mehr verdient er prozentual im Vergleich zu einer weiblichen Kollegin. Bei bis zu drei Jahren Berufserfahrung liegt die Lücke laut kununu-Daten bei neun Prozent, bei sechs bis zehn Jahren Erfahrung bereits bei 13 Prozent.

Noch viel Arbeit bis zur fairen Bezahlung

Auch wenn der Trend seit einigen Jahren in die richtige Richtung geht, ist der Gender-Pay-Gap nach wie vor groß. Zwar gibt es in Deutschland seit 2017 das Entgelttransparenzgesetz, und die EU hat eine Richtlinie verabschiedet, nach der ab 2026 Unternehmen mit mehr als fünf Prozent Gehaltslücke diese begründen müssen. Doch bis es wirklich eine geschlechtsunabhängige, faire Bezahlung gibt, wird noch viel mehr Arbeit nötig sein und ins Land gehen – im wortwörtlichen Sinne.

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Johannes Striegel

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