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Jochen Reutter, Betriebsdirektor des Zentrums für Psychiatrie Reichenau, vor einem weißen GebäudeDas Wichtigste für Jochen Reutter (Foto), Betriebsleiter der ZfP Reichenau ist, dass der Mensch im Mittelpunkt der Arbeit steht. „Hier arbeiten Menschen für Menschen.“ Bild: Holger Hagenlocher

16.12.2023 Holger Hagenlocher

Hier arbeiten Menschen für Menschen

Das Zentrum für Psychiatrie Reichenau bietet ein differenziertes, dezentrales psychiatrisches Versorgungsangebot an den Standorten Reichenau, Konstanz, Singen, Allensbach, Radolfzell, Stockach, Waldshut-Tiengen und Tuttlingen. Es liegt auf der Hand, dass die anspruchsvollen Aufgaben qualifiziertes Fachpersonal benötigen.
Im Gespräch mit Jochen Reutter, Betriebsdirektor des ZfP Reichenau haben wir uns darüber unterhalten, wie die Einrichtung angesichts des Fachkräftemangels aufgestellt ist.

Herr Reutter, das Zentrum für Psychiatrie Reichenau hat eine lange Geschichte ...

Jochen Reutter: In der Tat. Die Klinik wurde bereits im Jahr 1913 als Badische Heil- und Pflegeanstalt bei Konstanz gegründet und war von Beginn an eine sehr fortschrittliche Einrichtung.

Heute besteht das Zentrum für Psychiatrie Reichenau aus einem psychiatrischen Fachkrankenhaus mit vier Fachgebieten, einer Forensischen Klinik, psychiatrischen Ambulanzen sowie einem Wohn- und Pflegeheim und einem Wiedereingliederungsheim.

Das hört sich gewaltig an. Wie viele Beschäftigte arbeiten denn im ZfP Reichenau?

Aktuell arbeiten rund 1100 Beschäftigte in den verschiedenen Einrichtungen. Dazu gehören zum Beispiel Pflegekräfte, Ärzte, Psychologen, Sozialpädagogen sowie die Mitarbeitenden in der Verwaltung, in der Küche, bei den Versorgungsbetrieben, der Reinigung – oder auch Architekten.

Der Qualifikation der Mitarbeitenden kommt angesichts der vielfältigen Aufgaben eine entscheidende Rolle zu. Was sicher nicht einfach ist, angesichts der aktuellen Fachkräftesituation.

Ja, das ist richtig. Insofern schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen ist es sehr schwer und verdammt viel Arbeit, kontinuierlich qualifiziertes Personal für unsere Aufgaben zu finden. Zum anderen bin ich auch ein wenig stolz, dass wir es noch immer schaffen, den Personalschlüssel zu erfüllen. Denn das ist besonders wichtig, weil eine gute Besetzung eine gleichmäßige Belastung der Beschäftigten sichert.

Wie schaffen Sie es, ausreichend Personal zu finden?

Dazu muss man wissen, dass unsere Einrichtung Tradition hat und im Umfeld sehr verwurzelt ist. Es gibt Mitarbeitende, deren Familien bereits in dritter oder vierter Generation bei uns arbeiten. Dass wir ein Dorf im Dorf sind, kommt uns dabei sehr zugute. Dann bilden wir natürlich kontinuierlich aus, vor allem in den Pflegeberufen. Bei der generalistischen Ausbildung zur Pflegefachkraft gibt es nicht nur eine wirklich gute Ausbildungsvergütung, sondern Möglichkeiten zur Spezialisierung und Weiterentwicklung. Daneben bieten wir noch Ausbildungen zum Elektriker im Bereich Energie- und Gebäudetechnik und zum Schreiner an. Beides in der Abteilung Bau und Technik. Aber auch andere Fach- und Führungskräfte finden bei uns eine sinnstiftende Tätigkeit, tolle, multiprofessionelle Teams und viele Fort- und Weiterbildungsoptionen. Wir ermöglichen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, bieten unseren Mitarbeitenden flexible Arbeitszeitmodelle und nicht zuletzt eine schöne Arbeitsumgebung.

Das hört sich alles so rosig an. Gibt es denn keine Schwierigkeiten bei der Fachkräftesuche?

Doch. Natürlich gibt es die bei uns auch. Wir haben zum Beispiel die Schweiz vor der Haustüre, die mit einer anderen Gehaltsstruktur lockt. Aber egal, ob es die Schweiz ist oder andere Gründe sind, viele Beschäftigte, die uns verlassen, kommen wieder.
Ein Grund könnte auch das gute Kinderbetreuungsangebot sein. Zusammen mit der Gemeinde Reichenau betreiben wir bei uns eine eigene Kita, bei der die Hälfte der Plätze für die Kinder unserer Mitarbeitenden reserviert ist. Zudem gibt es seit 2014 in den Sommerferien eine Feriengruppe für Kinder ab sechs Jahren, die von Erlebnispädagogen betreut wird. Damit werden die Eltern entlastet und müssen nicht selbst eine Betreuung für die über sechswöchige Ferienzeit organisieren.

Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass die Aufgaben in der psychiatrischen Pflege für die Beschäftigten immer wieder belastend sind. Wie gehen Sie damit um, damit die Beschäftigten nicht über ihre Belastbarkeitsgrenzen hinausgehen?

Auch das ist ein Thema, das uns sehr am Herzen liegt. Wir unterstützen in vielfältiger Weise Teams sowie die einzelnen Mitarbeitenden mit Angeboten wie Supervision, Coaching und Teambuilding. Zudem steht für unsere Beschäftigten natürlich ein Netz an Psychologen und Psychiatern sowie der Betriebsarzt zur Verfügung. Es ist eine Mischung aus Vorsorge, um Belastungen abzufedern, und Nachsorge, wenn ein Problem aufgetreten ist. Dazu zählt auch unser Betriebliches Gesundheitsmanagement mit Angeboten wie der Fußballgruppe, Segeln, Bogenschießen, Nordic Walking und anderes.

Wenn Sie den Betrieb ansehen. Was charakterisiert die Arbeit im ZfP?

Hier ist kein Tag wie der andere. Es ist eine vielseitige und sinnvolle Tätigkeit in modernsten Klinikstrukturen und traumhafter Lage – mit einem eigenen Boot am See. Gemeinsam sind wir motiviert, offen und fortschrittlich. Das Wichtigste für mich ist aber der Grundsatz: Hier arbeiten Menschen für Menschen. Deshalb gehen wir mit unseren Außenstellen auch dorthin, wo die Menschen sind und betreuen mit neuartigen Konzepten wie der Stationsäquivalenten Behandlung auch in den eigenen vier Wänden. Der Mensch steht in jeder Hinsicht im Mittelpunkt.

von Holger Hagenlocher

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