13.01.2024 ● Heike Thissen
Mit Senioren gegen den Fachkräftemangel
Herr Käßberger, Herr Schubotz, Sie haben mit Sentaris eine Plattform gegründet, die Senioren als selbstständige Fachkräfte an Unternehmen vermittelt. Wie kamen Sie dazu?
Die Idee für eine Plattform wie Sentaris hatten wir schon vor einigen Jahren. Aber damals waren der demografische Wandel und der Fachkräftemangel noch nicht so weit fortgeschritten. Die Zeit war einfach noch nicht reif. Inzwischen ist für uns der richtige Moment gekommen, so dass wir dem Mittelstand, aber auch großen Unternehmen Sentaris zur Verfügung stellen. Wir sind der Überzeugung, dass unsere Wissensträger eine – oder vielleicht sogar die – entscheidende Rolle spielen können, wenn es darum geht, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dabei sollen sie nicht Arbeitskräfte ersetzen. Vielmehr zielen wir auf ihren temporären Einsatz in Unternehmen. Hier sollen sie unterstützen, begleiten und den Wissens- und Kompetenztransfer gewährleisten.
Worin genau besteht Ihre Dienstleistung?
Unser Slogan lautet: „Deutschland macht weiter“. Und das ist genau das, worum es uns geht: Wir bringen Fachkräfte im Ruhestand, die ihre Beine noch nicht hochlegen möchten, sondern lieber freiberuflich aktiv sind, mit Unternehmen zusammen, die genau diese Unterstützung benötigen. Dafür bauen wir einen großen Pool an motivierten „Wissensträgern“ im Un-Ruhestand auf. Diese matchen wir mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz mit „wissenssuchenden“ Unternehmen. Dabei übernehmen wir die komplette vertragliche und administrative Abwicklung. Wir eröffnen also unseren Sentariern, wie wir sie nennen, attraktive Perspektiven für ihre dritte Lebensphase und verschaffen Unternehmen Zugang zu wertvollem Fachwissen, das sie sich je nach Bedarf ins Haus holen können.
Wer ist Ihre Zielgruppe?
Wir haben grundsätzlich zwei Zielgruppen. Da sind zum einen die Senioren, die Lust haben, Unternehmen mit ihrer Expertise freiberuflich zu unterstützen. Zum anderen sind da die Unternehmen, die Fachkräfte suchen. Wir sehen unsere Sentarier vor allem in den Positionen, die für Personalabteilungen besonders schwer zu besetzen sind: Sie schulen jüngere Mitarbeiter. Sie kümmern sich um die Integration von neuen Teamkollegen. Sie sorgen dafür, dass wertvolles Wissen bewahrt wird und sie setzen Projekte um, in denen es auf Berufs- und Lebenserfahrung ankommt.
Woher kommen die Unternehmen und Senioren auf Ihrer Plattform?
Wir haben mit unserem Angebot in der Bodensee-Region gestartet, weil wir in Singen unseren Firmensitz haben. Mit dem neuen Jahr weiten wir unser Angebot auf die gesamte Bundesrepublik aus.
Wer bezahlt Ihre Vermittlungsleistung?
Unsere Dienstleistung ist für beide Seiten kostenlos, sowohl die Anmeldung als auch die Pflege des eigenen Profils. Erst nach erfolgtem Einsatz wird die Leistung des Sentariers abgerechnet.
Warum lohnt es sich Ihrer Meinung nach für Unternehmen, Senioren projektbezogen zu beschäftigen?
Senioren bringen wertvolles Fachwissen mit ins Unternehmen, das sie mit jüngeren Kollegen teilen. Das kann im Arbeitsalltag geschehen, aber auch gezielt im Rahmen eines Mentoringprogramms. Außerdem bekommen wir die Rückmeldung, dass die Unternehmen die vielseitigen Perspektiven schätzen, die ältere Mitarbeiter einbringen, sowie ein großes Netzwerk und gute Kontakte. Nicht zuletzt sind da auch Motivation und Engagement: Wer sich nach der Pensionierung mit seinen Fähigkeiten noch weiter einbringen will, ist in der Regel hoch motiviert.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Mit Sentaris möchten wir in fünf Jahren die Plattform für Un-Ruheständler und Unternehmen sein. Schon 2025 planen wir, 330 000 Sentarier in unserem Pool zu haben und damit einer der größten Arbeitgeber in Deutschland zu sein.
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Von Heike Thissen