21.10.2023 ● Holger Hagenlocher
Social Entrepreneurship - Ein Instrument gegen den Fachkräftemangel?
Das Bundeskabinett hat im September die Nationale Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen beschlossen. Gemeinwohlorientierte Unternehmen schaffen kreative und unternehmerische Lösungen für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Zudem haben soziale Innovationen das Potenzial, Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltiger und zukunftssicherer zu gestalten
Lösungen mit unternehmerischen Mitteln und finanzieller Unterstützung
Gemeinwohlorientierte Unternehmen spielen nicht nur als Treiber sozialer Innovationen eine wichtige Rolle, sondern sie lösen als Wirtschaftsfaktor gesellschaftliche Herausforderungen mit unternehmerischen Mitteln. Deshalb wird für sie mit der Nationalen Strategie ein verbesserter Zugang zu finanzieller Unterstützung geschaffen und die rechtlichen Rahmenbedingungen verbessert.
Das Ökosystem wächst – Impact Hubs und das Social Innovation Lab
Überall in Deutschland schließen sich engagierte Menschen zusammen, um in sogenannten Impact Hubs („Wirkungszentren“) die Idee des gemeinwohlorientierten Wirtschaftens und des Social Entrepreneurships zu stärken. Impact Hubs gibt es zum Beispiel in Stuttgart oder Karlsruhe. Das Zentrum des Social Entrepreneurships, also des sozialen Unternehmertums, in Baden-Württemberg ist das Social Innovation Lab in Freiburg. Als Teil des Grünhofs, einem Inkubator für Start-ups und Existenzgründende mit Sitz im Freiburger Kreativpark Lokhalle, unterstützt das Social Innovation Lab Gründende bei der Umsetzung ihrer gemeinwohlorientierten Unternehmensideen.
Unternehmerische Ansätze zur Lösung gesellschaftlicher Probleme
Sozialunternehmer suchen innovative Lösungen für soziale oder ökologische Probleme und streben danach, einen hohen gesellschaftlichen Nutzen zu erzielen, anstatt finanzielle Gewinne zu maximieren. Sie sind kreative, risikobereite Personen, die unternehmerische Ansätze entwickeln und verbreiten, um gesellschaftliche Probleme zu lösen.
Integration, Nachhaltigkeit und der Kampf gegen den Fachkräftemangel
Ein Beispiel für gelungenes Social Entrepreneurship ist die Freiburger p3 Werkstatt. Die Schreinerei zielt darauf ab, Menschen mit Migrations- oder Flüchtlingshintergrund durch die Entwicklung und den Bau innovativer und nachhaltiger Produkte für den Einstieg in eine Berufsausbildung oder in den Arbeitsmarkt auszubilden.
Damit erleichtert p3 jungen Geflüchteten mit einem starken Fokus auf die Einstiegsqualifizierung den Start ins Berufsleben. Wie bei fast allen Sozialunternehmen finanziert sich p3 mit einer Mischfinanzierung, konkret durch die Verkäufe von geschreinerten Fahrradanhänger, individuell angefertigten Möbelstücken, der Vermietung ihrer Räume als Eventlocation sowie durch Stiftungsgelder. Die Wirkung für das Gemeinwohl ergibt sich aus der besseren Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt, der Ausbildung junger Fachkräfte im Kampf gegen den Fachkräftemangel – in Kombination mit der Verarbeitung des nachwachsenden, nachhaltigen Rohstoffs Holz.
Die gesellschaftliche Wirkung des Handels im Mittelpunkt
Es wird deutlich, dass sich Social Entrepreneure nicht nur darauf konzentrieren, Symptome zu lindern, sondern die Ursachen von Problemen zu beheben, wobei die Wirkung, also der soziale oder ökologische Mehrwert, immer an erster Stelle steht. Gewinne sind dabei Mittel zum Zweck zur Erreichung einer positiven Wirkung auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Unternehmensführung zu erzielen.
Von Holger Hagenlocher