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30.03.2022

Sport allein ist noch kein Gesundheitsmanagement

Joachim Auer ist Inhaber und Geschäftsführer des Gesundheitsanbieters Bewegungswerk in Stockach. Bild: Joachim Auer

Herr Auer, das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) scheint im Trend zu liegen. Nicht zuletzt, um Fehlzeiten angesichts des Fachkräftemangels zu vermeiden.

Ja., das ist offensichtlich so. Wobei BGM nicht auf die Vermeidung von Fehlzeiten beschränkt werden sollte.

Grundsätzlich verfolgen Unternehmen unterschiedliche Ansätze. Die einen wollen ihren Beschäftigten mit Gesundheitsmaßnahmen etwas bieten, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Andere verfolgen wieder ganzheitliche Ziele, wie das „gesunde Unternehmen“ oder zielen auf die Unternehmenskultur. Es muss allerdings klar sein, dass ein Gesundheitstag im Jahr oder ein vegetarischer Tag pro Woche noch kein betriebliches Gesundheitsmanagement sind.

Was ist die Motivation der Unternehmen, sich mit BGM zu beschäftigen und mit welchen Anliegen kommen Unternehmen auf Sie zu?

Oft fragen Unternehmen aus konkreten Gründen an, wie zum Beispiel, wenn die Ängste innerhalb der Belegschaft, wie Arbeitsplatzängste, der Vertriebsdruck oder der Umgang mit Corona, zur Belastung werden. In diesem Fall setzen wir bei der Ausgestaltung der Maßnahmen mit einem mentalen Ansatz an., um solche psychischen Probleme anzugehen. Oder wenn zum Beispiel in der Produktion Unternehmen feststellen wollen, welche Körperhaltung besonders belastend ist – und wie präventiv gegengesteuert werden kann. Dann stehen mehr ergonomische Untersuchungen und körperliches Training im Mittelpunkt. Andere Unternehmen verfolgen wiederum das Ziel des „gesunden Unternehmens“, bei dem alle Bereiche des Unternehmens entsprechend ausgerichtet werden.

Lässt sich der Erfolg einer solchen Maßnahme denn unmittelbar messen?

Natürlich betrachten wir den Erfolg stets mit einer abschließenden Evaluation, wobei sich der Erfolg nicht immer nur an kurzfristig messbaren Zahlen und Fakten ablesen lässt. Deshalb ergänzen wir die Bewertung mit Mitarbeiterinterviews und Abschlussgesprächen mit den Führungskräften, bei dem auch die Veränderung der Arbeitsatmosphäre und die Stimmung in den Teams miteinbezogen werden. Oft zeigt sich der Erfolg erst langfristig. Aber das ist auch der Sinn von nachhaltig wirkenden BGM-Maßnahmen.

Das hört sich sehr umfassend an und erfordert eine breite Betrachtung des Arbeitsumfelds …

Sport allein ist kein Gesundheitsmanagement. Mit dem Bewegungswerk bieten mein Team und ich deshalb ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement, Coaching und Training im Arbeitsumfeld. Auch wenn der Name “Bewegungswerk” es nahelegt, so beschränkt sich das Angebot nicht nur auf die Bewegung allein. Neben der Bewegung, stehen auch die Ernährung und die Entspannung im Zentrum der Leistungen für das Betriebliche Gesundheitsmanagement.

In mehreren Schritten begleiten wir Unternehmen, Institutionen, aber auch Einzelpersonen, wie gestresste Manager. Dabei wird stets nach einer Analyse mit der Beratung begonnen, der die Umsetzung und abschließend die Erfolgskontrolle folgt. Das Angebot wird ergänzt von Erlebnisvorträgen, Workshops und Kursen, die die betriebliche Gesundheitsförderung begleitend unterstützen.

Sie haben dazu den Körperführerschein entwickelt. Bedeutet das ein Vorgehen nach Schema F?

80 bis 90 Prozent der Arztpraxen sind gefüllt mit Leuten, die unter ihrem eigenen Lebenswandel leiden. Nicht ohne Grund. Bereits ab dem sechsten Lebensjahr sitzen wir viel zu viel, weshalb uns das Gefühl für Bewegung verloren gegangen ist. Der „Körperführerschein“ gibt Hinweise nach dem Motto „Lerne, was der Körper braucht, damit du von ihm nehmen kannst, was du brauchst.“
Und das ist individuell höchst verschieden.
So ist der Körperführerschein ein ganzheitliches Schulungskonzept für Gesundheit und Prävention, bei dem praxisorientiert und wissenschaftsfundiert die neusten Erkenntnisse aus den Bereichen Bewegung, Ernährung und Entspannung einfließen.

… und damit wird das Betriebliche Gesundheitsmanagement unterstützt?

Wir vermitteln mit dem Körperführerschein nicht nur theoretisches Wissen, sondern geben durch die Praxiseinheiten die Möglichkeit, das erfahrene Wissen umzusetzen. Das bewusste Wahrnehmen des Körpers ist die Grundlage für meine „Fahrschüler“. Diese erhalten damit eine sehr individuelle Handlungskompetenz für ihre eigene Gesundheit und die Prävention von Krankheiten. Ich bin mir sicher, dass die Fahrschüler so lernen, sich wieder mehr dem eigenen Körper und dessen Signale anzunähern. So werden die Beschäftigten eines Unternehmens körperbewusster und somit resilienter, was nachhaltig die Leistungsfähigkeit einer Organisation stärkt.

VON HOLGER HAGENLOCHER

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