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21.01.2023

Vertrauensurlaub: Flexibler Urlaub für Arbeitnehmer, attraktiv für Start-ups

Bild: icemanphotos – stock.adobe.com

Für Arbeitgeber keine lästige Urlaubsplanung mehr, für Arbeitnehmer die maximale Flexibilität. Das stellen sich viele unter Vertrauensurlaub vor. Doch funktioniert die Alternative zum „normalen Urlaub“? Deutsche haben Anspruch auf rund 28 Tage Urlaub pro Jahr, diese Zahl stammt vom Statistischen Bundesamt. Das klassische Urlaubsmodell sieht x Tage pro Jahr vor, die genommen werden oder auch nicht. In letzter Zeit kommt das Modell des Vertrauensurlaubs immer stärker auf.

Was bedeutet Vertrauensurlaub?

Arbeitnehmer haben einen gesetzlichen Anspruch auf Urlaub. Das Bundesurlaubsgesetz regelt, dass Angestellte bei einer 5-Tage-Woche 20 und bei einer 6-Tage-Woche 25 Tage Anrecht auf bezahlten Urlaub haben. Je nach Firma, Branche und Regelung verfällt dieser am Jahresende oder kann innerhalb der ersten Monate des Folgejahres in Anspruch genommen werden. Mit dem Vertrauensurlaub drängt sich ein neues Modell auf. Unbegrenzter Urlaub, ob fünf oder 65 Tage, frei einteilbar und ohne Grenzen. Was im ersten Moment ungewohnt klingt, ist in einigen – gerade jungen – Unternehmen bereits Realität.

Es gibt einen gesetzlichen Rahmen

Wer glaubt, dass sich damit die Urlaubsbürokratie in Schall und Rauch auflöst, irrt. Auch in einem Vertrauensurlaub-Modell besteht das Anrecht auf Urlaub gemäß Gesetz. Bedeutet in der Praxis: Der gesetzliche Mindesturlaub sollte in jedem Fall im Arbeitsvertrag festgehalten werden. Darüber hinaus sind die Möglichkeiten offen. Vor allem Start-ups nutzen die Option des Vertrauensurlaubs, um sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren und von der Masse abzuheben. Ein smarter Schachzug im Kontext des Fachkräftemangels? Auf alle Fälle. Dieser Punkt in der Stellenanzeige erntet mindestens interessierte Blicke, womöglich auch einige Bewerbungen mehr als beim herkömmlichen Urlaubsanspruch.

Flexibilität durch Vertrauensurlaub

Wenn Vertrauensurlaub Bewerber und Arbeitskräfte anlockt, warum nicht darauf setzen? Gerade junge Arbeitnehmer schätzen den Freiraum, die Flexibilität und das Vertrauen, das mit einem solchen Urlaubsmodell einherkommt. Gleichzeitig sind Angestellte in solchen Modellen positive Multiplikatoren nach außen. Wichtige Voraussetzung ist, dass das neue und vor allem in den USA bekannte Modell funktioniert. Doch warum nicht – schließlich ist die Vertrauensarbeitszeit mittlerweile ebenfalls stark etabliert. Die Wortverwandtschaft kommt nicht von ungefähr.

Die Kehrseiten der Urlaubsmedaille

An dieser Stelle kommen vielleicht erste Zweifel auf. Vertrauensarbeitszeit: Wird da nicht eher mehr als weniger gearbeitet? Gilt das dann auch umgekehrt für den Vertrauensurlaub? Eher weniger als mehr Urlaub?

Ein Blick auf die Bewertungen in Arbeitgeberportalen und einzelne Stimmen zeichnet ein gemischtes Bild. Die Nachteile werden klarer.

Viele fühlen sich womöglich unwohl in dem Wissen, gerade Urlaubstag 26 zu nehmen, während die Kollegin erst bei 17 steht. Gerade in Deutschland ist der Leistungsgedanke noch stark in den Köpfen der Mitarbeiter verankert. Viele trauen sich nicht, viel Urlaub zu nehmen. In der Praxis bewahrheitet sich die Befürchtung von Arbeitgebern, dass Urlaube überhandnehmen, also selten.

Gleichzeitig bedeutet Vertrauensurlaub nicht das Ende der Urlaubsplanung und Bürokratie. Ob Vertrauens- oder gesetzlicher Urlaub: Der Mitarbeiter ist nicht da. Es erfordert also die gleiche Dokumentation, egal welches Modell angewandt wird.

Abschließend aber wohl die wichtigste Beobachtung: Vertrauensurlaub ist (noch) kein flächendeckendes Phänomen, dem sich keiner entziehen kann. Vielmehr sind es in Deutschland vereinzelte Unternehmen, die diese Variante der Urlaubsorganisation planen. Bis ein valides Fazit gezogen werden kann, werden noch einige Urlaube ins Land gehen müssen.

Von Sebastian Striegel

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