22.06.2024 ● Heike Thissen
Zu zweit an der Spitze - Jobsharing in Führungspositionen
Dass Arbeitnehmer sich Jobs teilen, ist im 21. Jahrhundert gar nicht mehr so ungewöhnlich. „Jobsharing“ ist der Begriff dafür, dass zwei oder mehr Mitarbeiter zusammen eine Vollzeitstelle ausfüllen. Etwas Besonderes ist aber nach wie vor, wenn es sich dabei um eine Führungsposition handelt. Tina Kortüm und Maria-Therese Kainz vom JOBS IM SÜDWESTEN-Team des SÜDKURIER Medienhauses machen vor, wie es geht: Seit elf Monaten teilen sich die beiden die Stelle „Leitung Employer Marketing“.
Zwei Expertinnen auf einer Stelle
„Bevor Tina 2019 in Elternzeit ging, war das ihre Stelle. Danach habe ich übernommen, bis ich selbst Mutter wurde. Seit wir beide zurück sind im Job teilen wir uns die Stelle. Jede von uns übernimmt 50 Prozent“, erklärt Maria-Therese Kainz. Daraus ergaben sich nicht nur für die beiden, sondern auch für ihren Arbeitgeber gleich mehrere Vorteile. „Weil wir beide die Stelle zuvor schon allein besetzt hatten, wussten wir ganz genau, worum es geht und was inhaltlich auf uns zukommt. Hinzu kommt, dass wir uns beide jetzt mit unserer Expertise optimal einbringen können: Maria kennt sich hervorragend mit strategischem Management aus, ich mit Inhouse- und Produktmanagement“, sagt Tina Kortüm. Dass die beiden schon seit Jahren im SÜDKURIER Medienhaus Seite an Seite gearbeitet und dabei viele Projekte gemeinsam gestemmt haben, machte die Sache ebenfalls leichter: „Wir kennen uns schon lang und wissen, dass wir uns vertrauen können. Das ist wichtig, wenn man sich eine Stelle teilen will“, überlegen die beiden. Das gilt erst recht vor dem Hintergrund, dass die beiden hauptsächlich remote arbeiten und nicht zusammen in einem Büro sitzen.
Andere Perspektiven und Know-how
Vom Arbeitgeber gab es einen großen Vertrauensvorschuss für dieses Jobsharing-Modell in der Führungsetage. Dass es sich lohnt, davon sind die beiden Mütter überzeugt: „Wir sind ja nach wie vor vollwertige Arbeitskräfte, auch wenn wir nur 50 Prozent arbeiten. Wir bringen uns mit allem ein, was wir können und wissen. Außerdem steuern wir unterschiedliche Sichtweisen bei. Das führt zu wesentlich mehr als 100 Prozent – auch, was unseren Output angeht“, sind sie überzeugt. So kann Jobsharing für ein Unternehmen auch eine Möglichkeit sein, sich das langjährige Know-how von verschiedenen Mitarbeitern zu sichern und gleichzeitig von verschiedenen Perspektiven und Expertisen in einer einzelnen Funktion zu profitieren.
Flexibilität und Vertrauen sind wichtig
Doch ganz so einfach, wie sie es sich im Vorfeld vorgestellt hatten, war der Umstieg aufs Jobsharing nicht. In den vergangenen Monaten haben die beiden deshalb diverse Anpassungen vorgenommen. So arbeiten sie jetzt den Großteil ihrer Arbeitszeit parallel und nicht getrennt voneinander – für optimalen Arbeitsfluss und zielführenden Austausch untereinander. Außerdem, so haben sie festgestellt, lassen sich die Aufgabe nicht immer akkurat trennen, so dass die eine sehr wohl wissen muss, was die andere gerade tut und umgekehrt. „Es ist nach wie vor ein Prozess, herauszufinden, wie es am besten funktioniert. Aber wir finden immer eine Lösung für die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind“, blickt Tina Kortüm auf die bisherige gemeinsame Zeit in der Führungsposition zurück.
Das Team zieht mit an einem Strang
Tatsächlich war es schon lange der Traum der beiden, sich eine Stelle zu teilen. „Mit dieser Aussicht ist es uns beiden sehr leichtgefallen, nach der Elternzeit wieder zurück in den Job zu gehen“, sagt Maria-Therese Kainz. Die beiden haben eine gemeinsame E-Mail-Adresse, auf die sie beide Zugriff haben. Bei einem wöchentlichen digitalen Jour Fixe tauschen sie sich über laufende Projekte aus.
Das Team ist eng eingebunden und darf Entscheidungen auch weitgehend selbstständig treffen, wenn beide Chefinnen gerade nicht erreichbar sind. „Würden die Mitarbeiter nicht mit uns an einem Strang ziehen, würde das gar nicht gehen“, sind die beiden überzeugt. Ohne Vertrauen und ohne, dass sich alle Beteiligten gut verstehen, gehe es aber nicht. „Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann das durchaus ein Konzept für die Zukunft sein – erst recht im Hinblick auf Mütter wie uns, die ihren Job lieben und gleichzeitig für ihre Kinder da sein wollen“, fassen die beiden Leiterinnen vom JOBS IM SÜDWESTEN-Team zusammen.
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Heike Thissen