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So lässt sich Zeit magnetisch anziehen

Jeden Tag eine Stunde Zeit für etwas, das richtig Spaß macht? Das wäre was! Eine Stunde, um ein spannendes Buch zu lesen. 60 Minuten, um nach der Arbeit noch einen guten Freund zu treffen. Oder 3600 Sekunden, um in der Mittagspause mit dem Hund über die Felder zu spazieren.
Veröffentlicht am 27.02.2021
Andreas Müller aus Blumberg hilft als Zeitmanagement-Coach Unternehmern und Mitarbeitern dabei, mehr Zeit für das zu haben, was ihnen wichtig ist. Dafür hat er den „Zeitmagneten“ entwickelt. | Bild: SÜDKURIER

Doch bei vielen Unternehmern und ihren Angestellten sind die Arbeitstage so prall gefüllt mit Pflichten, dass für die Kür keine Zeit mehr bleibt. Wer sich aber einmal bewusst gemacht hat, warum er dringend eine Stunde am Tag braucht, die ihm zur freien Verfügung steht, ist bereits auf dem Weg in die richtige Richtung. Das sagt der Blumberger Coach, Trainer und Speaker Andreas Müller, der mit seinem „Zeitmagneten“ Menschen dabei hilft, mehr ihrer Lebenszeit mit Dingen zu verbringen, die ihnen wichtig sind.

Das Ziel muss klar umrissen sein

Bei ihm selbst war es zum Beispiel der Hund, der den Ausschlag gab, den Zeitmagneten anzuwerfen. „Bevor man damit anfangen kann, seine Zeit besser einzuteilen, muss man sich im Klaren darüber sein, wofür man die gewonnenen Minuten aufwenden will. Bei mir war das der Vierbeiner, den meine Frau und ich uns schon so lange wünschten. Ich wollte unbedingt Zeit für ein Haustier in meinen Alltag integrieren“, erklärt der 30-Jährige. Klar definierte Ziele können – so seine Theorie – eine Sogwirkung entwickeln und wie ein Magnet wirken. Wer genau weiß, wofür er Zeit aufwenden will, tut sich leichter damit, sie woanders einzusparen.

Mit der STOP-Methode zum Zeitmagneten

Damit es nicht nur ihm, sondern vielen anderen Menschen gelingt, jeden Tag eine Stunde Zeit für Schönes zu gewinnen, hat Andreas Müller die STOP-Methode entwickelt. Er ist davon überzeugt, dass wertvolle Lebenszeit gewinnt, wer gezielt subtrahiert, technisiert, organisiert und personalisiert. Beim Subtrahieren geht es darum, so genannten „Zeitfressern“ weniger Aufmerksamkeit zu widmen. Das können Menschen sein, die nicht mehr zu einem passen, oder Social Media-Kanäle, die einen über Stunden in ihren Bann ziehen. Das können aber auch Newsletter im Posteingang sein, die jeden Tag aufs Neue ungelesen in den Papierkorb wandern. Hier ist Aussortieren angesagt. Unter „Technisieren“ versteht Andreas Müller das Teil-Automatisieren der Arbeit: Welche Aufgaben im Arbeitsalltag können mit der modernen Technik ohne das eigene Zutun erledigt werden? Emails im Posteingang lassen sich automatisch sortieren, wiederkehrende Texte mit Baukastensystem schnell erstellen. Entsprechende Tools sind längst auf dem Markt, sie müssen nur genutzt werden.

Wo ist ein Experte schneller?

„Beim Organisieren frage ich immer: An welchen Aufgaben hängen Sie deutlich länger, als ein Experte dafür brauchen würde? Und warum überlassen Sie diesem Experten nicht einen Teil Ihrer Arbeit, um die Zeit mit etwas Sinnvollerem zu füllen?“, erklärt Andreas Müller. Und wenn keiner der drei Schritte möglich ist? Dann ist es Zeit für Personalisierung! „Wenn ich eine unangenehme Aufgabe erledigen muss, kann ich mir diese so angenehm wie möglich machen“, stellt der Blumberger fest. Der richtige Arbeitsplatz am perfekten Ort, die passende Musik oder eine Tasse dampfenden Kaffees können einen großen Unterschied machen, wenn es darum geht, unangenehmere Aufgaben im Arbeitsalltag hinter sich zu bringen. Der Zeitmagnet-Erfinder fasst es so zusammen: „Warum belohnen wir uns oft erst, nachdem wir etwas Schwieriges geschafft haben? Und nicht bereits währenddessen?“.

Zeit lässt sich nicht managen

Andreas Müller ist wichtig, dass sein Zeitmagnet nicht mit dem Zeitmanagement verwechselt wird. „Management bedeutet ja vor allem so viel wie Leitung, Planung und Organisation. Aber Zeit lässt sich weder leiten noch planen und erst recht nicht organisieren. Zeit vergeht, Sekunde um Sekunde. Und nichts, nicht einmal die Corona-Pandemie, kann sie davon abhalten, fortzuschreiten“, sagt er. Viel sinnvoller, als Zeit zu managen, sei es, sie anzusparen: „Ich stelle mir das immer vor wie eine Art Sparschwein, in das man jede Minute gibt, die man gewonnen hat, weil man an anderer Stelle etwas verbessert hat. Denn nur, wenn ich diese freie Zeit direkt in etwas Anderes investiere, werde ich auf lange Sicht eine Veränderung spüren.“ Dieses „Andere“ kann auch der tägliche Mittagsschlaf sein oder das entspannte Nichtstun – das eben, was die eigene Lebenszeit schöner macht.

VON HEIKE THISSEN