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Von Outplacement profitieren alle Seiten

Als Jasmin Biermann-Gässler vor 16 Jahren in Villingen-Schwenningen das Unternehmen „biema – beruflich richtig platziert“ gründete, hatte sie ein klares Ziel vor Augen: Sie wollte berufliche Trennungsprozesse sowohl für den Mitarbeiter als auch für seinen Arbeitgeber in Win-Win-Situationen verwandeln.
Veröffentlicht am 19.12.2020
Jasmin Biermann-Gässler, Gründerin und Geschäftsführerin der biema Transfer GmbH  | Bild: Marco Gaessler (Carpe Momentum Studios)

Das so genannte „Outplacement“, das 2004 noch ausschließlich Top-Führungskräften von Global Playern vorbehalten war, machte sie im Südwesten der Bundesrepublik salonfähig – für alle Hierarchien. An ihrem Motto, in Anlehnung an den US-amerikanischen Philosophen und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson, hat sich seither nichts geändert: „Was ein Mensch braucht, ist jemand, der ihm hilft, das zu tun, wozu er fähig und willens ist.“

Rückblickend war die Unternehmensgründung eine logische Konsequenz auf Jasmin Biermann-Gässlers eigenen Erfahrungen. „Als ich noch selbst in der Berufsorientierung steckte, hatte ich keine Ahnung, was ich machen sollte. Ich war mir nur sicher, dass ich auf keinen Fall Gastronomin werden wollte wie meine Eltern.“ Den Schubs in die richtige Richtung bekam sie bei einem Vorstellungsgespräch in einer Werbeagentur: „Der Chef sagte mir klipp und klar, dass ich in seiner Branche untergehen würde und ich mich lieber anders orientieren sollte. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar, denn er hatte vollkommen Recht“, erinnert sie sich zurück. Anstatt sie mit dieser Erkenntnis alleine dastehen zu lassen, half ihr der Agenturchef dabei, herauszufinden, was besser zu ihr passen würde. Und es war nicht das einzige Mal in ihrer Karriere, dass sie auf einen Menschen traf, der ihr Potential erkannte, sich Zeit für sie nahm und ihr half, ihren ganz eigenen Weg zu gehen. Heute ist es genau das, was sie mit ihrem eigenen Unternehmen verfolgt. Sie und ihr Team wollen die Wegweiser sein für Menschen, die auf der Suche nach ihrer beruflichen Bestimmung sind – freiwillig oder auch gezwungener Maßen, weil sich ihr aktueller Arbeitgeber von ihnen trennen muss.

Die studierte Betriebswirtin für Human Ressource Management war erst stellvertretende Geschäftsleiterin einer großen Baumarktkette, bevor sie selbst Unternehmerin wurde. Als Business- und Mentalcoach, Innovationstrainerin und Profilerin berät und coacht sie heute mit ihrem Team individuell, nachhaltig und erfolgreich an mehreren Standorten im Südwesten der Bundesrepublik. „Personalveränderungen sind meistens unumgänglich, wenn digitale Restrukturierungen, wirtschaftliche Engpässe oder eine Standortverlagerung anstehen. Unsere Aufgabe ist es, berufliche Trennungsprozesse in Win-Win-Situationen für Menschen und Unternehmen zu verwandeln“, sagt sie über ihre Beweggründe. Wenn alle Fakten gesammelt sind, gilt es, das Machbare sinnvoll abzuwägen und das Bestmögliche effizient umzusetzen. „Unserer Erfahrung nach ist eine gute Moderation und Kommunikation zum frühestmöglichen Zeitpunkt das A & O für eine anschließend reibungslose Abwicklung“, hat Jasmin Biermann-Gässler festgestellt.

„Outplacement ermöglicht durch individuelles Coaching, Training und Beratung eine faire Trennung von Mitarbeitern und Unternehmen“, erklärt die 42-Jährige den neuenglischen Begriff. Im Idealfall begleitet sie mit ihrem Team Menschen möglichst schnell und nahtlos in ein neues Beschäftigungsverhältnis. „Das Outplacement kann vor, während und nach der Kündigungsfrist stattfinden“, sagt sie. Und selbst eine Nachbetreuung zur Stabilisierung ist möglich.

Inzwischen hat sie in Donaueschingen, Villingen-Schwenningen, Singen und Rottweil Niederlassungen aufgebaut und mit ihrem Team bereits über 3500 Menschen dabei geholfen, beruflich neuen Fuß zu fassen. 25 festangestellte Mitarbeiter und 15 freiberufliche helfen ihr dabei, ihre Vision vom fairen Trennungsprozess zwischen Mitarbeiter und Unternehmen umzusetzen. Ihre Kunden – die Unternehmen – bekommen ein entsprechendes Rundum-Sorglos-Paket, von dem die Mitarbeiter während der Kündigungsfristen profitieren. Ziel ist es, dass sie das Unternehmen so früh wie möglich verlassen – in eine neue Anstellung, ohne eine Phase der Arbeitslosigkeit zwischen zwei Jobs. „Für Arbeitgeber ist Outplacement ein hervorragendes Werkzeug fürs Employer Branding, schließlich wollen sie in der Außenwirkung gut dastehen“, nennt sie einen der vielen Vorteile für Firmen. Vor allem in Zeiten der weltweiten Corona-Pandemie müssten Unternehmen sich vermehrt um ihren guten Ruf kümmern – selbst dann, wenn es darum geht, Mitarbeiter zu entlassen.

VON HEIKE THISSEN