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Weiterbildung? Jetzt erst recht!

"Die Corona-Pandemie hat die ohnehin anstehende Transformation wirtschaftlicher Prozesse noch weiter verschärft. Deshalb ist es wichtiger denn je, sich jetzt um Weiterbildung und die persönliche Entwicklung zu kümmern.", sagt Jürgen Schatz, Bereichsleiter Weiterbildung der IHK Bodensee-Oberschwaben, im Interview mit Jobs im Südwesten.
Veröffentlicht am 17.04.2021
Jürgen Schatz ist Bereichsleiter Weiterbildung der IHK Bodensee-Oberschwaben. Angebote der Industrie- und Handelskammern im Südwesten der Bundesrepublik sind im Internet zu finden unter www.weingarten.ihk.de, www.konstanz.ihk.de und www.schwarzwald-baar-heuberg.ihk.de. | BILD: PATRICK KUNKEL

Herr Schatz, warum lohnt sich eine Aus- oder Weiterbildung – grundsätzlich, aber erst recht vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie?

Die Corona-Pandemie hat die ohnehin anstehende Transformation wirtschaftlicher Prozesse noch weiter verschärft. Deshalb ist es wichtiger denn je, sich jetzt um Weiterbildung und die persönliche Entwicklung zu kümmern. Denn die eine oder andere Veränderung, mit der wir uns Corona-bedingt noch intensiver auseinandergesetzt haben, wird nach Corona nicht mehr komplett verschwinden. Positive Aspekte der digitalen Angebote für die Teilnehmenden sind: reduzierte Kosten durch weniger Fahrzeiten, Flexibilität durch Mischformen von Präsenz- und Onlineunterricht und Reduzierung von Abwesenheitszeiten im Beruf. Außerdem sind die Förderprogramme – sowohl für Einzelteilnehmende wie für Unternehmen – sehr gut. In den vergangenen Monaten wurden viele von ihnen angepasst oder verlängert und auch die Möglichkeiten der Förderung während der Kurzarbeit wurden deutlich optimiert.

Welche Auswirkungen hat Corona auf das Kursangebot der IHK?

Das vorhandene Angebot aus Seminaren, Zertifikatslehrgängen und Lehrgängen zur Vorbereitung auf Fortbildungsprüfungen der Höheren Berufsbildung findet überwiegend online im virtuellen Klassenzimmer statt. Bis Mitte März waren das allein rund 35.000 Online-Stunden – hierfür entstehen zusätzliche Kosten, die aber in dieser Situation von der IHK getragen und nicht an die Teilnehmenden weitergereicht werden. Nur in sehr geringem Maße ist die Durchführung in Präsenz zulässig – sofern es sich um eine direkte Prüfungsvorbereitung auf Prüfungen bis Mai handelt und online nicht möglich ist, es sich um arbeitsmarktpolitische Maßnahmen oder Qualifizierungen in Bereichen mit Berufszugangsbeschränkung handelt. Darüber hinaus werden kontinuierlich zusätzliche Online-Angebote geschaffen, die bisher im Portfolio nicht vorhanden waren.

Wie werden die Online-Lehrangebote angenommen?

Die Nachfrage nach den Bildungsangeboten generell ist sehr unterschiedlich. Im Bereich der Höheren Berufsbildung ist sie sehr gut und resultiert zu 95 Prozent aus Buchungen von Einzelpersonen, die sich weiterentwickeln und für die Zeit nach der Corona-Pandemie sowie der Transformation der Wirtschaftsprozesse aufstellen wollen. Die Nachfrage aus Unternehmen ist verhalten, was vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation durchaus nachvollziehbar ist. Aber auch hier steigt die Bereitschaft der Teilnahme an Online-Angeboten kontinuierlich.

Welche Herausforderungen haben Sie bereits gemeistert?

Natürlich bevorzugen viele Weiterbildungsinteressierte den Präsenzunterricht, aber der ist Corona-bedingt aktuell kaum möglich. Die Verlagerung der vielen Teilnehmenden in den virtuellen Bereich hat auch bei uns zu technischen Problemen geführt, die aber größtenteils sehr schnell behoben werden konnten. Problematisch ist aber weiterhin die nicht optimale Datengeschwindigkeit in der IHK-Region und daraus resultierende Probleme werden dann der IHK „zugebucht“, die IHK kann diese Probleme aber nicht beheben.

Die Umstellung hat relativ gut und reibungslos funktioniert, aber obwohl die IHK seit langem im Bereich digitales Lernen unterwegs war, war diese nicht geplant notwendige Verlagerung in den virtuellen Raum dennoch konzeptionell herausfordernd. Wir haben nahezu 100 Dozierende kurzfristig auf das virtuelle Klassenzimmer geschult und weiterführende Qualifizierungsmöglichkeiten geschaffen. Auch die Dozierenden haben ihre Konzepte umgestellt. Nur gemeinsam war das zum Wohl der Weiterbildungsinteressierten möglich.

Welche Onlinekurse werden am meisten nachgefragt?

Im Bereich der Seminare wurden viele Außenwirtschaftsthemen nachgefragt. Im Bereich Prüfungslehrgänge ist der „Geprüfte Wirtschaftsfachwirt online“ überbucht, so dass neben dem Lehrgang, der im April startet, für Herbst ein weiterer Lehrgang angeboten wurde, und auch dieser ist bereits nahezu ausgebucht. Bei den Zertifikatslehrgängen, die online stattfinden, sind der „Personalreferent (IHK)“ sowie die „IHK-Fachkraft für Rechnungswesen“ besonders hervorzuheben.

VON HEIKE THISSEN