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Wer erfolgreich Netzwerken will, muss geben

Wir sprechen im Interview mit Andreas Spaett, Mitglied im Business Network International, über professionelles Netzwerken.
Veröffentlicht am 04.10.2021
Andreas Spaett (54) ist seit zwölf Jahren Mitglied im Business Network International, der weltweit erfolgreichsten Plattform für professionelles Netzwerken. 2010 gründete der Konstanzer Architekt zunächst in Konstanz und Singen regionale Unternehmergruppen, anschließend folgten Tuttlingen, Donaueschingen, Stockach, Lindau, Friedrichshafen und Überlingen. Seine jüngste Gründung ist ein Online-Chapter. | Bild: Löffelholz

Herr Spaett, wie sind Sie im BNI, einer Plattform für professionelles Netzwerken, gelandet?

Ich wollte vor zwölf Jahren mein Architekturbüro vergrößern, aber mir fehlte das Netzwerk, aus dem ich Aufträge hätte generieren können. Also plante ich, eine solche Plattform kurzerhand selbst zu gründen. Doch dann machte mich ein Freund darauf aufmerksam, dass es genau das, was ich vorhatte, bereits gibt: das Business Network International. Weil es das bei mir in der Region damals noch nicht gab, habe ich als Unternehmer einfach vor meiner Haustür angefangen, Teams nach diesem System zu gründen.

Wem empfehlen Sie, Mitglied in einem Businessnetzwerk zu werden?

Bei der Antwort auf diese Frage nehme ich gern das Bild vom Bauern und vom Jäger. Ein Business-Netzwerk wie das BNI ist genau das Richtige für Unternehmer oder Selbstständige, die arbeiten wie Bauern: Erst bahnen sie Kontakte an und pflanzen damit einen Samen in die Erde. Dann pflegen sie diese Kontakte und bringen das Pflänzchen zum Wachsen. Und irgendwann ergibt sich daraus eine Zusammenarbeit oder ein Auftrag und die Ernte geht auf. Wer wie ein Bauer bereit ist, nicht sofort etwas zurückzukriegen, ist hier genau richtig.

Und was hat es mit dem Jäger auf sich?

Ein Jäger – überspitzt formuliert und vereinfacht dargestellt – wählt ein Tier aus, erschießt es, verkauft es und sucht dann das nächste. Das sind Unternehmer, die nur ihr Produkt verkaufen wollen. Sie sind immer auf der Jagd und immer ein bisschen in Hektik, für Beziehungsaufbau haben sie kaum Zeit. Echte Netzwerker gehen ihnen lieber aus dem Weg. Denn die Währung von guten Beziehungen ist Zeit. Sie ist ein wertvolles Gut. Ich halte es mit der Lebenseinstellung „Wer gibt, gewinnt“. Die Frage „Was kann ich für Sie tun?“ spielt in einem Netzwerk eine zentrale Rolle.

Welche Eigenschaften sollten sogenannte Networker sonst noch mitbringen?

Beim eben genannten Beispiel wurde schon klar: Wer erfolgreich Netzwerken will, muss geben. Aber neben der Geduld und Hilfsbereitschaft braucht man auch den Mut, proaktiv auf andere Menschen zuzugehen. Für viele Unternehmer und Selbstständige ist genau das die größte Herausforderung. Es macht ihnen Angst, irgendwo hinzugehen, wo sie niemanden kennen. Dabei ist es das einzig Sinnvolle: Hier ist das Potenzial groß, jemanden kennenzulernen, den man eben noch nicht kennt, der einem weiterhilft oder dem man selbst weiterhelfen kann.

Sind Sie der geborene Netzwerker?

Überhaupt nicht. Es lag mir überhaupt nicht im Blut, auf andere zuzugehen. Bei meiner ersten BNI-Veranstaltung hatte ich Gott sei Dank einen Mentor dabei, sonst hätte ich mich da wohl nicht hingetraut. Das hat sich seither sehr verändert: Inzwischen liebe ich es, wenn 150 Menschen im Raum sind und ich vor ihnen sprechen darf. Deshalb veranstalten wir entsprechende Workshops und erarbeiten zusammen mit den Mitgliedern Präsentationen dazu, wie sie selbst und andere Werbung für ihre Dienstleistung machen können. Und wir schulen sie, wie effizientes Netzwerken tatsächlich funktioniert.

Was begeistert Sie persönlich an Business-Netzwerken?

Ich mag Menschen. Mir gefällt, dass ich von anderen Unternehmern so unheimlich viel lernen kann. Wie lösen sie ihre Probleme? Welche Wege schlagen sie ein? Dieser Austausch ist unendlich wertvoll. Das ist wie ein großer Pool an Unternehmensberatern, in dem jeder eine andere Expertise hat und Profi in seinem Gebiet ist. Die Betreuung durch eine Consultingfirma, die das alles abdecken würde, könnte sich ein kleiner Mittelständler gar nicht leisten.

Gibt es keine Konkurrenz unter den Mitgliedern?

Die einzelnen Gruppen werden nach einer genormten Branchenliste zusammengestellt, um Konkurrenz unter den Mitgliedern zu vermeiden. Jeder Unternehmer ist für eine Sparte in seinem Team da. Dafür macht er in den Treffen Werbung und erklärt den anderen, wie sie ihn weiterempfehlen können. Bei uns am Bodensee haben die Teams zwischen 20 und 40 Mitglieder.

VON HEIKE THISSEN