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Das sind die Recruiting Trends 2022

Ein neues Jahr braucht neue Recruiting-Ansätze, dazu gehören auch Themen wie Inklusion, Gleichberechtigung sowie verstärkte Digitalisierung.
Veröffentlicht am 24.02.2022
Bild: Rawpixel.com – stock.adobe.com

Das neue Jahr hat auf dem Arbeitsmarkt begonnen, wie das alte aufgehört hat: Azubi-Lücke und Fachkräftemangel treiben Personalverantwortlichen die Sorgenfalten auf die Stirn. Zeit, neue und zeitgemäße Methoden im Recruiting anzuwenden.

Nicht alle Trends, die das Jahr 2022 im Recruiting mit sich bringt, sind zwingend brandneue Maßnahmen. Es sind sich verstärkende, seit Jahren abzeichnende Tendenzen, von der Pandemie beschleunigte Entwicklungen – aber auch verhältnismäßig neue Trends.

Vielfalt, Inklusion und Gleichberechtigung

Der erste Trend ist streng genommen keiner. In einer diversifizierten Gesellschaft stehen Themen wie Inklusion, Gleichberechtigung und Vielfalt mit an oberster Stelle. Diese positive Entwicklung macht auch vor der Arbeitswelt und dem Recruiting keinen Halt.

Im Rekrutierungsprozess ist es für Unternehmen künftig nicht mehr ausreichend, in der Stellenbezeichnung neben „m“ und „w“ den Buchstaben „d“ zu ergänzen. Vielmehr gilt es als Unternehmen eine eigene, auf anerkannten Werten basierende Identität und Unternehmenskultur zu entwickeln. In dieser stehen Vielfalt und Gleichberechtigung an oberster Stelle.

Dabei wichtig: Authentizität. Bewerber entlarven spätestens nach erfolgreichem Onboarding und einiger Zeit im Unternehmen, wenn Versprechungen mehr Schall und Rauch als ehrliche Werte sind. Organisationen werden im Jahr 2022 noch stärker an ihrer ehrlichen Identität feilen und diese bereits im Recruiting präsentieren müssen. Nur so gelingt die Ansprache aller Bewerber – und wird gleichermaßen der Grundstein für nachhaltig erfolgreiche Beziehungen gelegt.

Remote Hiring

Der Beginn einer solchen Beziehung sieht in früheren Filmen immer gleich aus: Stellenanzeige in der Zeitung gefunden, die interessantesten Annoncen mit einem roten Stift eingekreist, der Griff zum Telefonhörer und im besten Fall einige Wochen später schick gekleidet der Gang zum Bewerbungsgespräch.

Diese Art der Jobsuche von Arbeitnehmern ist nicht nur aus Hollywoodstreifen, sondern vor allem aus dem Alltag vieler Menschen bis in die früher 2000er-Jahre bekannt – gehört aber der Vergangenheit an. Das gilt gleichermaßen auch für Arbeitgeber: High Professionals, Auszubildende und Co. sind digital unterwegs – so auch das Recruiting.

Nicht zuletzt immer mehr technische Komplettlösungen bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihr komplettes Recruiting digital zu erledigen. Der Begriff „Remote Hiring“ hat sich dafür durchgesetzt. Der Vorteil: Potenziell mehr Kandidaten, keine langen Anreisezeiten, kein Terminvereinbarungsstress und eine von Anfang an digital erfasste Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehung.

Meist geht „Remote“ über das Recruiting hinaus. Remote Onboarding und Remote Work sind die nächsten Schritte der digitalen Arbeitsbeziehung. Die persönliche Komponente darf trotzdem nicht fehlen: Wenn es die räumlichen Distanzen und Umstände zulassen, tragen persönliche Treffen oder Teamevents positiv zur Employee Experience bei.

Retention first: Der Trend, nicht zu rekrutieren

Employee Experience beschreibt die gesamthaften Erfahrungen eines Arbeitnehmers mit seinem Arbeitgeber. Über welche Touchpoints kommt der erste Kontakt zustande? Wie läuft die Kommunikation inklusive des Bewerbungsgesprächs ab? Wie sieht der Arbeitsalltag aus, gibt es regelmäßige Feedbackgespräche?

Die Employee Experience umfasst auch das „Offboarding“, also den Abschied eines Arbeitnehmers vom Unternehmen. Es im besten Falle nicht so weit kommen zu lassen – das bringt den dritten Trend im Recruiting 2022 auf den Punkt.

Klingt paradox: Der Trend im Recruiting geht dahin, nicht rekrutieren zu müssen. Warum? Vor allem Arbeitnehmer der Generation Y (Jahrgänge 1981 – 1995) sind empirisch belegt bekannt dafür, mit erhöhter Häufigkeit bereits nach drei bis fünf Jahren ihren Arbeitgeber zu wechseln.

Dem sollten jene entgegenwirken: Mitarbeiterbindung mit Benefits, die über reine Bonuszahlungen oder das mittlerweile als Standard geltende Homeoffice hinausgehen. Gute Mitarbeiter zu halten ist im Vergleich deutlich kosteneffizienter, als laufend Stellen neu zu besetzen.

Digitalisierung, Automation, Active Sourcing und mehr

Die drei vorgestellten Trends stehen für sich nicht alleine. Digitale Möglichkeiten ebnen den Weg für immer fortschrittlichere Methoden im Recruiting. Datengetriebene, künstliche Intelligenzen erleichtern gezieltes Recruiting, dank Automation können die Kosten pro Einstellung deutlich gesenkt werden.

Aber auch seit vielen Jahren anhaltende Trends werden nochmals verstärkt: Der Markt wandelt sich immer stärker hin zum Bewerbermarkt und Active Sourcing, Social Recruiting sowie Kandidatenempfehlungen aus den eigenen Reihen gewinnen immer mehr an Relevanz.

Die Mischung macht‘s: Um 2022 erfolgreich zu rekrutieren, gibt es zahlreiche Stellschrauben, an denen gedreht werden kann und muss.

VON JOHANNES STRIEGEL