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Fachkräftemangel als Herausforderung

Immer mehr deutsche Unternehmen berichten von einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften: In einer aktuellen Civey-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung gaben zwei Drittel (66 Prozent) der befragten Unternehmen an, dass bei ihnen momentan Fachkräfteengpässe bestehen.
Veröffentlicht am 15.02.2022
Bild: stokkete – stock.adobe.com

Arbeiterknappheit löst Arbeitslosigkeit ab

Bei den Fachkräften im Land zeigt sich ein klares Ungleichgewicht zwischen Personal mit einer dualen Ausbildung und einem Studium. Denn statt vieler Akademiker fehlen der Wirtschaft in den kommenden Jahren vor allem dual aus- und weitergebildete Fachkräfte. So das Ergebnis des IHK-Fachkräftemonitors, der das zukünftige Angebot und die Nachfrage in Baden-Württembergs Wirtschaft analysiert und veranschaulicht. Im Jahr 2035 werden laut Angaben des Fachkräftemonitors 863 000 Fachkräfte fehlen. Für den IHK-Bezirk Bodensee-Oberschwaben wird ein Mangel von über 50 000 Fachkräften prognostiziert, im IHK-Bezirk Hochrhein-Bodensee fehlen laut Fachkräftemonitor im Jahr 2035 über 40 000 Fachkräfte. Folglich besteht landesweit ein Mangel an 792 000 Fachkräften mit dualer Aus- und Weiterbildung, wie Fachwirten, Technikern oder Meistern, aber nur ein Mangel von rund 70 000 Akademikern.

Demografischer Wandel als Hauptursache

Die Hauptursache für die zunehmende Fachkräfteknappheit ist der demografische Wandel. Bis 2035 werden die letzten geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in Rente gegangen sein, während immer weniger Fachkräfte mit Berufsausbildung oder aus Hochschulen nachrücken.
Der demografische Wandel bedeutet auch, dass in den kommenden Jahren die Belegschaften der Unternehmen nicht nur kleiner, sondern auch immer älter werden.

Der sogenannte „War for Talents“ ist bereits entbrannt

Schon jetzt klagen Betriebe über einen Mangel an Fachkräften. Während die großen Konzerne weiterhin eine große Strahlkraft haben, kämpfen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen um geeigneten Nachwuchs. Viele aktuell offene Stellen bleiben unbesetzt. Unternehmen setzen deshalb auf betriebliche Aus- und Weiterbildung, um die eigenen Beschäftigten für die aktuellen Herausforderungen zu qualifizieren.

Verstärkte Digitalisierung soll Engpässe auffangen

Eine höhere Produktivität durch den Einsatz digitaler Technologien sowie die digitale Transformation von Unternehmensprozessen können dem Mangel entgegenwirken, indem mit immer weniger Personal Produktivitätszuwächse erzielt werden können.

Ressourcenmanagement mit Künstlicher Intelligenz

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) kann das Personalwesen dabei unterstützen, passende Mitarbeitende zu rekrutieren und sie individuell zu betreuen. So helfen beispielsweitse algorithmen-basierte Analysewerkzeuge bei der Bewerberanalyse sowie bei der Mitarbeiterbindung, bei der Erstellung von Mitarbeiterprofilen und bei internen Stellenbesetzungen. Die KI unterstützt so, die Zukunftschancen von Betrieben nachhaltig zu sichern.

Ohne Fachkräftezuwanderung wird es nicht gehen

Länder wie die USA, Kanada und Australien setzen bereits seit Langem auf die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland. Damit steht Deutschland in einem internationalen Wettbewerb um qualifizierte ausländische Fachkräfte. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das zum 1. März 2020 in Kraft trat, zielt darauf ab, Fachkräften die Einreise und Beschäftigung in Deutschland zu erleichtern. Neu ist vor allem, dass nun auch beruflich qualifizierte, nichtakademische Fachkräfte zur Arbeitssuche nach Deutschland kommen können. Auch die auf Mangelberufe bezogene Engpassbetrachtung entfällt und es findet keine Vorrangprüfung mehr statt.

VON HOLGER HAGENLOCHER