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Fachkräftemangel und War for Talents: Strategien im Wettbewerb um Kandidaten

Immer mehr Babyboomer kommen ins Rentenalter. Mit der bevölkerungsreichsten Altersgruppe öffnet sich eine gewaltige und tiefgreifende Lücke am Arbeitsmarkt.
Veröffentlicht am 17.12.2022
Bild: pressmaster - stock.adobe.com

Und die Unternehmen verlieren den Erfahrungsschatz langjähriger Mitarbeitenden mit all ihrem Wissen und Fertigkeiten.

Zudem entsteht durch die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ein zusätzlicher Bedarf an Fachkräften mit Fähigkeiten, die der aktuelle Arbeitsmarkt bisher noch nicht ausreichend bedienen kann.

War for Talents: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis

Der Wettkampf um Fachkräfte ist längst entbrannt. Während Großunternehmen und Konzerne Berufseinsteiger und Hochschulabsolventen mit enormen Einstiegsgehältern locken, haben kleine und mittelständische Unternehmen oft das Nachsehen.

Doch mit richtigen Strategien und innovativen Ideen lassen sich manche Nachteile ausgleichen:

1. Arbeitgebermarke polieren

Studien zeigen, dass Unternehmen, die bekannt sind und deren Arbeitgebermarke strahlt, mehr Bewerbungen erhalten. Denn Kandidaten vertrauen vor allem in das, was sie kennen. Und Vertrauen ist für das Rekrutieren von neuen Beschäftigten ein entscheidender Faktor.

Deshalb müssen sich Unternehmen Gedanken zu einer Employer Branding-Strategie machen, damit sie auf dem Arbeitsmarkt bekannt und attraktiv werden.

2. Beziehungen aufbauen

Neben dem Pflegen einer Marke, ist es notwendig, dauerhaft Beziehungen zum Unternehmensumfeld und interessanten Bildungseinrichtungen aufzubauen. Unternehmen, die sich für die Nachbarschaft engagieren, mit Vereinen zusammenarbeiten oder Schulen und Hochschulen unterstützen, erarbeiten sich auf mittlere Sicht einen Wettbewerbsvorteil, wenn es um neue Mitarbeitende geht.

Zudem kann es sich lohnen, einen Kandidatenpool aufbauen und die Beziehungen zu Kandidaten kontinuierlich zu pflegen. Diese
Employer Relations-Strategie, also der Beziehungsaufbau eines Arbeitgebers zu seinem Umfeld zahlt sich besonders für kleine und mittlere Unternehmen aus.

3. Horizont erweitern

Die aktuelle Lücke zwischen den Anforderungsprofilen und dem Angebot auf dem Arbeitsmarkt macht es deutlich. Es wird noch einige Zeit dauern, bis Schulen, Berufsschulen und Hochschulen passende Absolventen ausbilden. Umso wichtiger ist es für Unternehmen über den Tellerrand zu schauen. So bringen im akademischen Bereich Geistes- und Sozialwissenschaftler ausgezeichnete intellektuelle Fähigkeiten mit, die sie für komplexe Projektaufgaben befähigen.

Fehlende Spezialkenntnisse können durch unternehmensinternes Training on the Job-Programme vermittelt werden. Auch im nicht-akademischen Bereich sollten Unternehmen die Türen für Quereinsteiger weit öffnen.

4. Einzigartig sein

Wer nicht im Meer der Gleichförmigkeit untergehen will, sollte stets auf der Suche nach seinem Alleinstellungsmerkmal sein. Das Unternehmen hat kein Alleinstellungsmerkmal? Dann wird es höchste Zeit eines für sich zu definieren und dieses zu pflegen. Kreativität und kommunikative Unterstützung helfen dabei.

5. Mehr Diversität wagen

Aktuelle Studien belegen es: Vielfalt bereichert jedes Unternehmen und macht es erfolgreicher. Alt und Jung zusammen, ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis und eine internationale Belegschaft machen zudem das Unternehmen für Neubewerbungen attraktiver. Deshalb Vorsicht bei der Stellenanzeige. Sätze wie „Junges, dynamisches Team“ grenzen bereits die nicht mehr ganz Jungen aus.

Von Holger Hagenlocher