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Bewerber am längeren Hebel

Im Jahr 2024 dominieren Arbeitnehmer den Arbeitsmarkt, was auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen ist. Erstens führt der Fachkräftemangel dazu, dass qualifizierte Arbeitskräfte knapp und daher stark umworben sind. Zweitens, mit einem Wertewandel, legen Arbeitnehmer zunehmend Wert auf flexible Arbeitsbedingungen und Work-Life-Balance. Drittens hat der technologische Fortschritt zu neuen Berufsfeldern und höheren Anforderungen an Fachkräfte geführt, die ihre Position auf dem Arbeitsmarkt stark verbessert haben. Viertens hat der demografische Wandel das Arbeitskräftepotenzial reduziert, was die Verhandlungsmacht der Bewerber stärkt. Schließlich führt die Globalisierung zu einem verstärkten internationalen Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie sich als attraktive Arbeitgeber positionieren müssen, um talentierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Flexible Arbeitsmodelle, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine positive Unternehmenskultur sind entscheidende Faktoren, um im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte zu bestehen.
Veröffentlicht am 06.01.2024
Bild: LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com

Im Jahr 2024 sitzen – wie schon in den Jahren davor – die Bewerber am längeren Hebel als die Arbeitgeber, wenn es darum geht, vakante Stellen zu besetzen. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen die Nachfrage nach Mitarbeitern geringer war als das Angebot an Stellen und Unternehmer ihre Bedingungen diktieren konnten. Denn der Arbeitgebermarkt hat sich zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt. Hier haben qualifizierte Fachkräfte wesentlich mehr Auswahlmöglichkeiten und damit auch Verhandlungsmacht in Bewerbungsgesprächen. Dazu haben verschiedene Faktoren beigetragen.

1. Fachkräftemangel

Viele Branchen sehen sich mit einem akuten Mangel an qualifizierten Arbeitskräften konfrontiert. Eine Folge davon ist, dass Unternehmen verstärkt um talentierte Mitarbeiter konkurrieren.

2. Wertewandel

Jüngere Generationen und Arbeitnehmer von heute legen vermehrt Wert auf flexible Arbeitsbedingungen, Work-Life-Balance und Sinnhaftigkeit in ihrem Job. Wer als Unternehmen die Besten ihres Fachs für sich begeistern will, muss ihren Ansprüchen gerecht werden, um attraktiv zu sein.

3. Technologischer Fortschritt

Mit der fortschreitenden Digitalisierung haben sich neue Berufsfelder entwickelt und gleichzeitig die Anforderungen an bereits bestehende Tätigkeiten verändert. Qualifizierte Fachkräfte, die sich entsprechende Fähigkeiten angeeignet haben, sind heiß begehrt und können ihre Position am Arbeitsmarkt selbstbewusst verhandeln.

4. Demografischer Wandel

Für die jüngere Generation an Arbeitnehmern hat der demografische Wandel durchaus auch seine Vorteile. Denn eine alternde Bevölkerung geht mit einem Rückgang des Arbeitskräftepotenzials einher. Das wiederum stärkt die Verhandlungsposition der Bewerber.

5. Globalisierung

Wer in der Welt zuhause ist, will auch international arbeiten. Je mehr die Weltwirtschaft vernetzt ist, umso stärker ist der länderübergreifende Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte. Das wiederum erhöht die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer.

Für Arbeitnehmer bedeutet das, dass sie wählerischer sein können bei der Wahl ihrer Stelle und sich ihre Chancen auf attraktive Konditionen verbessern. Unternehmen hingegen müssen auf die Entwicklung reagieren, dass sie sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren und die Bindung der Mitarbeiter verstärken müssen. Flexible Arbeitsmodelle, Weiterbildungsmöglichkeiten, attraktive Zusatzleistungen und eine positive Unternehmenskultur sind nur wenige von vielen Möglichkeiten, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden. So oder so sind die Zeiten des „Bittstellermarktes“ für qualifizierte Fachkräfte nach mehreren Jahrzehnten des Arbeitgebermarktes nun endgültig vorbei.

Von Heike Thissen