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Bildungszeit als Chance zur Weiterentwicklung

Bildungszeit in Baden-Württemberg ermöglicht Arbeitnehmern eine gesetzliche Auszeit für Weiterbildung und persönliche Entwicklung. Nur 2% nutzen das Angebot deutschlandweit, da es nicht überall verfügbar ist. Sie bietet berufliche Weiterbildung, Sprachkurse und mehr. Arbeitgeber profitieren von qualifizierten Mitarbeitern, wobei die Kosten meistens vom Arbeitnehmer getragen werden.
Veröffentlicht am 26.08.2023
Bild: Дмитрий Сидор - stock.adobe.com

Endlich einmal in Ruhe die Spanischkenntnisse auffrischen? Endlich einmal ein Kommunikationstraining absolvieren? Oder endlich einmal den Handball-Trainerschein machen, um ehrenamtlich die Jugendmannschaft im Heimatort zu trainieren? Und das alles während der Arbeitszeit? In Baden-Württemberg ist das nicht nur möglich, es besteht sogar ein gesetzlicher Anspruch auf eine so genannte Bildungszeit. Doch die wenigsten Arbeitnehmer machen von ihr.

Gesetzlich verankerte Auszeit

Als Bildungsurlaub oder Weiterbildungsfreistellung ist sie ein gesetzlich verankertes Recht für Arbeitnehmer in Baden-Württemberg. Sie wurde dafür eingerichtet, dass Beschäftigten sich für eine bestimmte Zeit von ihrem Job freistellen lassen können, um sich weiterzubilden. Dabei muss sie nicht zwangsläufig etwas mit ihrer Arbeitsstelle zu tun haben. Auch allein für die persönliche Weiterentwicklung ist eine Bildungszeit möglich. Gedacht ist das Recht als ein wichtiger Schritt zur Förderung lebenslangen Lernens und zur Stärkung der individuellen Kompetenzen.

Nicht in jedem Bundesland möglich

Deutschlandweit nehmen gerade einmal zwei Prozent aller Arbeitnehmer das Angebot in Anspruch. Dafür mag auch verantwortlich sein, dass das Recht auf Bildungszeit in Bundesländern wie Bayern oder Sachsen gar nicht besteht. In Österreich hingegen haben Arbeitnehmer die Möglichkeit, sogar ein ganzes Jahr in Anspruch zu nehmen, um sich weiter- oder auszubilden. Was also hat es mit diesem Privileg, das in Baden-Württemberg besteht, auf sich?

Viele verschiedene Optionen

Die Bildungszeit im Südwesten der Bundesrepublik beträgt fünf Arbeitstage pro Jahr für Vollzeitbeschäftigte. Auch Teilzeitbeschäftigte haben einen Anspruch darauf, allerdings in entsprechend geringerem Umfang. Verschiedene Bildungsmaßnahmen stehen dafür zur Auswahl, wie zum Beispiel Sprachkurse, berufliche Weiterbildungen, Seminare zu Persönlichkeitsentwicklung oder auch politische Bildung. Zum einen trägt diese Auszeit vom Berufsalltag dazu bei, dass Arbeitnehmer ihre beruflichen Fähigkeiten erweitern und so auf dem Arbeitsmarkt wettbewerbsfähiger sind. Davon profitieren auch die Arbeitgeber, wenn gut qualifizierte Angestellte ihre neuen Kompetenzen in den Arbeitsalltag einbringen. Zum anderen ermöglicht der Bildungsurlaub die persönliche Weiterentwicklung der Arbeitnehmer: Interessen und Hobbys vertiefen, neue Fähigkeiten erlernen oder sich mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen sind nur drei von vielen Möglichkeiten. Damit er Bildungszeit in Anspruch nehmen kann, muss ein Arbeitnehmer sein Unternehmen rechtzeitig informieren und die Teilnahme an der Maßnahme nachweisen. Grundsätzlich muss der Arbeitgeber der Freistellung zustimmen, sofern keine betrieblichen Gründe dagegensprechen. Die Kosten tragen in der Regel die Arbeitnehmer selbst, es sei denn, der Arbeitgeber übernimmt diese freiwillig.

Unzählige Angebote im Südwesten

Bildungsurlaub kann sowohl mit Online-Angeboten als auch in Präsenz umgesetzt werden – solange die Institution entsprechend qualifiziert ist. Am Bodensee, am Hochrhein, im Schwarzwald und auf der Baar gehören unter anderem die Handwerkskammern, die Industrie- und Handelskammern, die Volkshochschulen und einige Hochschulen mit entsprechenden Angeboten dazu. In Konstanz ist das Humboldt-Institut Verein für Deutsch als Fremdsprache e. V. eine anerkannte Bildungseinrichtung, in Friedrichshafen die IWT Wirtschaft und Technik GmbH, in Waldshut-Tiengen die Horchheim-Bildungs- und Beratungszentrum GmbH und in Villingen das Winkler Bildungszentrum – um nur einige wenige zu nennen.

Von Heike Thissen