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Gamification in der Personalarbeit - Lust auf ein Spiel?

Gamification in der Personalarbeit, besonders im Recruiting, wird als effektiver Ansatz zur Steigerung von Motivation und Engagement gesehen. Dieser Einsatz spielerischer Elemente in einem professionellen Kontext kann sowohl in der Personalgewinnung als auch im Onboarding-Prozess hilfreich sein. Unternehmen wie Marriott Hotel und BMW haben bereits erfolgreich Gamification-Elemente integriert. Bei BMW beispielsweise hilft die spielerische Onboarding-Welt „Planet M“ neuen Mitarbeitern, Informationen über den Arbeitgeber besser zu verinnerlichen. Darüber hinaus nutzen einige Unternehmen Punktesysteme als Anreize für Leistungen bestehender Mitarbeiter, was die Motivation steigern kann. Wichtig ist jedoch ein ausgewogenes Maß an Gamification, um eine Überbetonung des Spielaspekts zu vermeiden und die Konzentration auf die eigentliche Arbeit zu wahren. Die zukünftige Integration von künstlicher Intelligenz könnte weitere spannende Möglichkeiten für Gamification in der Personalarbeit bieten.
Veröffentlicht am 11.11.2023
Bild: stokkete - stock.adobe.com

Die spielerische Vermittlung von Inhalten wird an vielen Stellen eingesetzt – vor allem bei Kindern. Doch selbst im Erwachsenenalter kann Gamification ein spannender Ansatz sein. Auch in der Personalarbeit. Gamification bezeichnet den Einsatz spielerischer Elemente in nicht-spielerischem Kontext. Das bedeutet: Mit interaktiven Elementen sollen Motivation und Engagement der Zielgruppe gesteigert werden. Das klappt auch im Bereich HR, vor allem im Recruiting.

Spielerisch Mitarbeiter gewinnen

Gerade in der Personalgewinnung ist es heute nicht mehr unüblich, mit Gamification-Ansätzen Bewerber für sich zu gewinnen. Unter anderem in Assessment-Centern lässt sich so auf einer anderen Ebene herausfinden, wie potenzielle Kandidaten für eine Stelle ticken.

Dass dieser Ansatz funktioniert, zeigen verschiedene Unternehmen regelmäßig in der Praxis. Eines der bekanntesten Beispiele stammt von Marriott Hotel. Die Hotelkette veröffentlichte einst ein Online-Spiel mit dem Namen „My Marriott Hotel“. Das Spielziel: User konnten eigenständig ein Hotel aufbauen. Eine ideale Spielwiese für die Spieler – und spannende Einsichten für Recruiter.

Ein weiteres Beispiel stammt aus Deutschland. Wer beim bayerischen Autobauer BMW den Bewerbungsprozess bereits erfolgreich durchlaufen hat und eine neue Stelle antritt, wird Teil des „Planet M“. In dieser spielerisch gestalteten Onboarding-Welt für Angestellte des Ressort M von BMW erhalten Neuankömmlinge spielerisch alle Informationen zu ihrem neuen Arbeitgeber.

Es gibt Quizze, Abzeichen, Medaillen und mehr – so werden im HR einst trockene Informationen, die in Handbüchern und Tutorials festgehalten wurden, interaktiv und spannend zum Lernen und Verinnerlichen. Und das wirkt, wie BMW selbst auf Nachfrage verraten hat: Die Mitarbeiter, die Planet M nutzten, konnten das vermittelte Wissen deutlich besser abspeichern – im Vergleich zu anderen um 48 Prozent.

Belohnungen und Anreize für bestehende Mitarbeiter

Die Gamification-Ansätze reichen aber auch über das Recruiting und Onboarding hinaus. So führen manche Unternehmen Punktesysteme für bestimmte Leistungen. Wer etwas erreicht, erhält eine Belohnung – durch diese Anreize werden Mitarbeiter eher motiviert.

Solche Anreize können beispielsweise Gutscheine oder sogar zusätzliche Urlaubstage sein. Das wohl klassischste Beispiel ist eine Belohnung in Form von zusätzlichem Gehalt – wobei Boni weniger in den Bereich der Gamification fallen, aber damit verwandt sind.

Zu viel spielen ist gefährlich

Wer gerne Brettspiele oder auch an der Konsole spielt, kennt das sicherlich: Irgendwann ist eine Grenze erreicht und das Spiel macht keinen Spaß mehr. Diese Gratwanderung gilt es auch für Unternehmen zu leisten, die auf Gamification im HR setzen. Werden solche Spielmechanismen übertrieben eingesetzt, verschiebt sich der Fokus – beispielsweise bei bestehenden Mitarbeitern – womöglich mehr dorthin als auf die eigentliche Arbeit. Sind Anreize und Spielansätze clever mit der Arbeit verwoben, kann das gelingen. Es ist aber ein Ritt auf der Rasierklinge.

Ein fiktives und etwas überspitzt formuliertes Negativbeispiel: Wer als Unternehmer ein Punktesystem einführt, das für drei Viertel des schlussendlichen Gehalts maßgeblich ist, wird seine Angestellten vermutlich schnell verlieren.

Letztlich ist es entscheidend, die Waage zu halten. Falls das gelingt, sind die Gamification-Ansätze etwas, das in Zukunft sicherlich noch öfter in der Praxis zu beobachten sein wird. Gerade im Recruiting können sich Unternehmen so auch von der Konkurrenz differenzieren und gerade bei jüngeren Arbeitnehmerinnen punkten. Und: Mit der zunehmenden Integration von künstlicher Intelligenz in die Unternehmensprozesse ergeben sich sicherlich weiteres spannende Gamification-Potenziale.

Von Heike Thissen