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Herausforderung Unternehmensnachfolge – was tun?

In den kommenden Jahren rollt eine Nachfolgewelle über die deutsche Wirtschaft hinweg. Über eine halbe Million Inhaber von kleinen und mittleren Unternehmen werden dann ihren Betrieb altersbedingt an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin übergeben. Ob Handwerk, Industrie oder Dienstleistungen, alle Branchen sind davon betroffen.
Veröffentlicht am 02.07.2022
Bild: deagreez – stock.adobe.com

Oft gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Nachfolger schwer. Ist dieser gefunden, ergeben sich noch viele Hürden, die es zu überüberwinden gilt. Denn oft spielt neben dem Wechsel der Leitung eines Unternehmens auch der Wechsel am Firmeneigentum eine wichtige Rolle.

Es gibt viele Gründe für eine Nachfolge

Gründe, die den Nachfolgeprozess auslösen, können neben dem Alter auch eine Krankheit oder der unerwartete Tod eines Firmeninhabers sein. Die folgende Vererbung oder der Verkauf können zu unternehmensgefährdenden Situationen führen, wenn sie nicht gut vorbereitet sind.

Verschiedene Wege zum Nachfolger

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Nachfolgeprozess zu regeln. So kann die Management-Verantwortung auf einen neuen angestellten Geschäftsführer übergehen oder das inhabergeführte Unternehmen an einen neuen Inhaber verkauft werden. Manchmal wird das Unternehmen auch verpachtet, während das Eigentum beim ursprünglichen Inhaber verbleibt. Auch die Möglichkeit, das Unternehmen in eine Stiftung einzubringen, wird immer wieder praktiziert. Der typische Fall hingegen ist die Ablösung des Inhabers durch ein Kind oder mehrere Kinder als Gesellschafter eines Familienunternehmens.

Verschiedene Phasen der Übergabe

„Wir unterteilen den Übergabeprozess in fünf Phasen“, erklärt Tino Schulz von Steinbeis Beratungszentrum Beteiligung & Nachfolge in Engen. „Am Anfang steht die Analyse der Ist-Situation und die Entwicklung einer Übergabe-Strategie, bei der unter anderem die Form der Übergabe mit ihren steuerlichen und rechtlichen Auswirkungen festgelegt wird.“

Erst dann beginne laut Schulz die aktive Suche nach einem Nachfolger und die Verhandlungen zu den Modalitäten der Übergabe. „Als letztes erfolgt dann der Abschluss der Übergabe mit der Vertragsunterzeichnung und dem Eigentumsübergang.“

Die Dauer des Nachfolgeprozesses sei von vielen Faktoren abhängig und variiere von Fall zu Fall, so der Unternehmensberater. Er empfiehlt, sich schon frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen. Denn in seltenen Fällen würden die vorbereitenden Maßnahmen vor der eigentlichen Übergabe bis zu sieben Jahren dauern.

Kommunikation des Wandels

Eine Unternehmensnachfolge stellt zudem für alle beteiligten Gruppen einen grundlegenden Wandel dar, der durch eine intensive Kommunikation mit den Anspruchsgruppen begleitet werden muss.

Anteilseigner, ob Familienmitglieder und Erben, müssen auf einen einheitlichen Kurs für den Fortbestand des Unternehmens gebracht werden.

Oft treffen dabei höchst unterschiedliche Sichtweisen aufeinander. Die einen wollen verkaufen, die anderen investieren, die dritten wiederum den Status quo verwalten. Hierbei ist es die Aufgabe der Kommunikation, einen Interessensausgleich zu bewerkstelligen.

Auch Kreditgeber und Investoren müssen auf den zukünftigen Kurs eingeschworen werden sowie dem neuen geschäftsführenden Inhaber vertrauen.

Beschäftigte bei der Stange halten

Nicht zuletzt wollen auch die Beschäftigten des Unternehmens rechtzeitig und umfassend informiert werden. Geschieht dies nicht, kommt es schnell zu Gerüchten und im schlimmsten Fall zu inneren Kündigungen und Abgängen von Fachkräften, was ein Abfluss von Wissen und Know-how bedeutet. Gerade in Zeiten des sich verschärfenden Fachkräftemangels ist dies ein wichtiger Punkt, der nicht vernachlässigt werden darf.

VON HOLGER HAGENLOCHER