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Wie bleiben Auszubildende am Ball?

Der Fachkräftemangel ist die große Herausforderung für Unternehmen. „Dabei ist der erfolgreiche Abschluss der Ausbildung maßgeblich für die Verfügbarkeit von Fachkräften.
Veröffentlicht am 08.08.2020

Florian Kunze ist Professor im Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaften in Konstanz. Er will herausfinden, wie Auszubildende motiviert bleiben können, damit sie ihre Ausbildung nicht abbrechen. Bild: sk

Der Fachkräftemangel ist die große Herausforderung für Unternehmen. „Dabei ist der erfolgreiche Abschluss der Ausbildung maßgeblich für die Verfügbarkeit von Fachkräften. So genannte Neueinwanderer spielen eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels“, erklärt Florian Kunze, Professor am Lehrstuhl für Organisational Studies im Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz. Das Problem: Die hohen Abbruchquoten bei Auszubildenden verstärken den Mangel. Mehr als ein Viertel beenden ihre Ausbildung vorzeitig – davon deutlich mehr junge Menschen mit Migrationshintergrund als ohne. „Eine gelungene Integration im Betrieb kann den Abbruch verhindern“, ist Florian Kunze überzeugt. Wie diese Eingliederung aussehen kann, erforscht sein Team ab Herbst 2020 mit der Studie Integration@Work.

Teilnehmer an der Studie gesucht

„Kurz zusammengefasst geht es in diesem bundesweiten Forschungsprojekt darum, zu verstehen, wie betriebliche Erfolgsfaktoren der Integration von Auszubildenden mit und ohne Migrationshintergrund in Unternehmen aussehen“, erklärt Florian Kunze. Er und sein Team planen, eine Gruppe von Auszubildenden mit Migrationshintergrund – also Jugendliche, die weniger als zehn Jahre in Deutschland leben – sowie eine Kontrollgruppe von deutschen Auszubildenden regelmäßig zu befragen. Dafür sucht Kunze Unternehmen in Deutschland, die ab September 2020 mindestens eine Auszubildende oder einen Auszubildenden mit Migrationshintergrund einstellen. Unterstützung erhält die Studie vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH).

Warum wird abgebrochen?

Vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels will Florian Kunze erforschen, warum Ausbildungsabbrüche entstehen und wie sich diese mit Maßnahmen innerhalb der Betriebe vermeiden lassen. „Dafür wollen wir eine Gruppe von 1300 Auszubildenden mit Migrationshintergrund mit einer Kontrollgruppe von 1300 deutschen Auszubildenden vergleichen“, erklärt der Forschungsleiter. Aktuell ist er noch auf der Suche nach Betrieben, die sich mit ihren Auszubildenden an dem Projekt beteiligen. „Der Aufwand ist gering und besteht im Grunde darin, an mehreren kurzen Befragungen teilzunehmen, die wir mittels einer Smartphone-App umsetzen. Außerdem würden wir gern die direkten Ausbilderinnen und Ausbilder drei Mal in einem Zeitraum von drei Jahren befragen“, sagt Kunze. Um die Motivation zum Dranbleiben zu erhöhen, erhalten die Auszubildenden außerdem bis zu 100 Euro Belohnung für ihre regelmäßige Teilnahme.

Handlungsempfehlung für Betriebe

Nach Ablauf und Auswertung der Studie hofft Florian Kunze, Verantwortlichen in Unternehmen konkrete Handlungsempfehlungen an die Hand geben zu können. Auch schon während der Studie werden Workshops und Webinare in Kooperation mit dem DIHK und der ZDH über die Umsetzung von Maßnahmen in Betrieben angeboten. Am Ende erhalten die teilnehmenden Betriebe das Zertifikat „Engagierter Ausbildungsbetrieb“. Kunze versichert: „Der administrative und organisatorische Aufwand ist sowohl für die Unternehmen als auch für die Auszubildenden sehr begrenzt.“

Mehr Informationen zum Projekt und zur Teilnahme unter https://www.integrationatwork.de/

VON HEIKE THISSEN