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Blockaden lösen - mutig in den Bewerbungsprozess

Katastrophendenken, Druckdenken, Regeldenken, Selbstverleugnungsdenken, Misstrauensdenken, Bewertungsdenken. Was hat das mit dem Bewerbungsprozess zu tun?
Veröffentlicht am 18.02.2021

 

Das sind typische Blockaden, die einem während des Bewerbungsprozesses im Weg stehen können.
Kommt man unfreiwillig in eine Bewerbungssituation setzen sich viele Menschen ziemlich unter Druck. “Jetzt sofort muß ich etwas tun”; “ich muss jetzt ganz viele Bewerbungen schreiben”; “es muss sofort eine neue Stelle her” und so weiter. Das ist auch völlig legitim und bis zu einem gewissen Grad normal - wir sind alle nur Menschen. Aber was wäre, wenn man in so einer Situation erstmal bei sich ankommen darf? Die Trauer bewusst durchleben darf - oder auch die Wut und den Frust. Es lernt, diese negativen Gefühle zu akzeptieren um danach neue Visionen entwickeln zu können, die man sonst in der Hektik gar nicht sehen oder entdecken kann. Die Chance auf was ganz Neues.

Den Spieß einfach umdrehen
Wenn Klientinnen oder Klienten zu mir kommen und im ersten Gespräch deprimiert erzählen, dass sie ihren Job verloren haben, dann gratuliere ich ihnen meistens. „Jetzt haben wir die Chance zu schauen was sie in Zukunft machen können!“ oder „Hey, das ist prima. Nutzen wir also diese Chance für eine nie da gewesene Zeit der Neuorientierung!“
Oft werde ich dann verdutzt angeschaut - bis dann aber doch ein Lächeln erscheint.

Das hält meist aber nur kurz, denn ganz schnell geht es weiter mit den nächsten Katastrophengedanken: „Ich bekomme nie wieder was“ oder „Ich verliere mein Haus“, „Ich werde nie wieder eine Firma finden die mich will“ oder „Ich versage im Vorstellungsgespräch“ und und und – kennen Sie solche Gedanken?
Sehr oft macht man sich im Voraus verrückt mit Szenarien, die sich aber nur im eigenen Kopf abspielen. Das ist der Punkt, Menschen an die Hand zu nehmen und ihnen zu helfen “Out of the box-Denken“ zuzulassen und anzukurbeln. Den Menschen rausziehen aus seinem Tief, ihm helfen die Perspektive zu ändern und von oben draufschauen zu lassen, die Katastrophenszenarien mal als neutraler Betrachter durchzuspielen. Dadurch merken die Betroffenen: “Es muss gar nicht so weit kommen, da ich selbstwirksam und Experte für mein Leben bin.”

Von Hilflosigkeit zu innerer Stärke finden
Durch den oben beschriebenen Prozess helfen wir Menschen in der “Erwachsenen Ebene” zu bleiben und sich klar zu machen: „Stopp, diese Gedanken kommen nicht aus der Erwachsenen Ebene heraus – hier spricht das hilflose Kind in mir.“ Es ist ein Prozess Menschen innerlich zu stärken und Ihnen aufzuzeigen wie sie sich mental so festigen können, dass sie sich angstfrei und fröhlich bewerben und sogar Freude und Spaß dabei entwickeln im Vorstellungsgespräch neue Menschen kennenzulernen oder Grenzen aufzubrechen was die eigenen Berufswünsche angeht; kurz: sich einfach mal ins Abenteuer zu stürzen. Was passieren kann ist, und das erleben wir in unserem Coaching-Alltag öfter, dass Menschen erst durch den Jobverlust die Möglichkeit bekommen, sich ihren heimlichen Traumjobs zu öffnen und zuzulassen. Man wollte ja vielleicht gar nicht unbedingt Architekt sein, sondern Innenraumausstatter, nicht Buchhalter sondern Lokführer und nicht Versicherungskauffrau sondern Tierpflegerin. Was wollten Sie den schon immer einmal werden?

Sprich es laut aus
Oft erlauben wir uns nicht Dinge auszusprechen und einfach zu tun. Das nennt man Selbverleugnungsdenken. Wie viele Menschen sind unzufrieden oder gar unglücklich in ihrem Job? 80% leben ihr Potenzial nicht aus. Warum? Die traurigen Antworten sind: „Mein jetziger Job gibt mir Sicherheit“, „Ich habe keine Zeit mir Gedanken zu machen“ oder ganz einfach „Ich traue mich nicht!“
Jeder Mensch kann seine Berufung finden, wenn er bereit dafür ist, sich zu öffnen und sich seinen Bedürfnissen zu stellen.

Die sogenannte “Selbstwirksamkeit” ist ein ganz großer Faktor im Coaching. Den Menschen in seiner Persönlichkeit zu stärken bedeutet Glaubenssätze die negativ sind oder typisches Regeldenken wie zum Beispiel: „Ich bin zu alt“, oder „Ich habe keine Berufserfahrung, da ich direkt von der Uni komme, deshalb bekomme ich keinen Job.“ aufzulösen.
Das gelingt, indem man sie wertschätzend analysiert und dann ins positive umformuliert. Klar sind die Fakten unveränderlich, aber das, was ich denke, sende ich auch aus. Und wie schön ist es, wenn ein Bewerber spürt, dass er nicht zu alt ist, sondern jede Menge Erfahrung zu bieten hat, oder zwar jung ist, dafür aber voller Energie und Lernwillen und sein absolut Bestes geben will.

Raus aus der Negativ-Spirale
Das Misstrauen und die Bewertung in die Welt und in sich selbst ist in solchen Fällen oft sehr groß. Man denkt, die Menschen reden schlecht über einen, weil man arbeitslos ist und nicht mehr gebraucht wird. Man fühlt sich wertlos und wie ein Versager. Solche Aussagen sind im Coaching oft zu hören. Hier einen
Sparring-Partner auf Augenhöhe zu haben tut den Menschen richtig gut.

Augenhöhe bedeutet, den Menschen wertschätzend zu begegnen. Sie anzuhören, ihre Ängste anzuhören und ernst zu nehmen, ihnen dann aber im Laufe des Coaching-Prozesses ein neues Denken anzubieten und sie immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass sie weder hilflos noch machtlos sind, dass sie keine Opfer sind. Dazu gibt es verschiedene Coaching-Techniken die dabei helfen, in fünf Schritten eine Blockade zu überwinden:

  1. Erkenntnis - Lassen Sie kritische Fragen zu und antworten Sie sich selbst ganz ehrlich.
  2. Akzeptanz - Nehmen sie die Situation an und lassen Sie Altlasten hinter sich. Mit kleinem Gepäck reist es sich leichter.
  3. Bewegung - Nur wer sich selbst bewegt, kann überhaupt etwas bewegen. Ihr Körper ist der Schlüssel zur Aktivität.
  4. Realismus - Wiederholen Sie ihre eigenen Erfolgsgeheimnisse und träumen Sie nicht vom Überfliegen.
  5. Mut - Fällen Sie Entscheidungen schnell und aus dem Bauch heraus. Korrigieren können Sie sie später immer noch - Unentschlossenheit hält Sie davon ab überhaupt vorwärts zu kommen.

Zu sehen wie Menschen wieder Optimismus entwickeln, sich wieder bewerben, mutig und freudig in Vorstellungsgespräche gehen, sich an vielen kleinen Etappenerfolgen weiter wieder bis ganz nach oben kämpfen, das immer wieder miterleben zu dürfen ist das schönste am Beruf des Coachs.

Über die Autorin:

Anja Faras  - Life Coach & Sport Mental Coach
Anja Faras (www.anja-faras.de) ist Life Coach & Sport Mental Coach. Im Kompetenzteam von “biema - beruflich richtig platziert” ist das Karrierecoaching ihr Fokus. Jedes Jahr coacht, berät und trainiert biema über 600 Menschen dabei, sich beruflich richtig zu platzieren.
www.biema.de